Schülersprecher übergeben 4500 Euro Spende

4500 € - Diese Summe wurde am Freitag, den 14.01.2011, in Form eines Schecks überreicht. Empfänger waren die Organisationen „Kinderhilfe Afghanistan“, „St. Vinzenz - Offene Behindertenarbeit“ und „Wajibu Wetu – Kinderheim in Kenia“. Das Geld stammt aus den Einnahmen des Weihnachtsbazars. Das Apian-Gymnasium ist stolz, eine so hohe Spende überreichen zu dürfen. So viel wurde bei den vorherigen Weihnachtsbazars noch nie eingenommen.

Wer mehr über die Arbeit in Kenia erfahren möchte, sollte am Mittwoch, den 16.02.2011, um 19.00 Uhr in den großen Musiksaal des Apian-Gymnasiums kommen. Carline Mutz, ehemalige Schülerin, wird an diesem Informationsabend von ihrer Zeit als Praktikantin im Wajibu Wetu – Kinderheim berichten. Von November 2009 bis März 2010 arbeitete sie mit im Projekt für Straßen- und Waisenkinder in Kenia.

Mit der Offenen Behindertenarbeit in St. Vinzenz pflegt das Apian-Gymnasium schon seit längerem eine gute Verbindung. So organisierte ein P-Seminar im letzten Schuljahr einen Tanzkurs für die Berufsschulklassen von St. Vinzenz, der dann Ende Oktober 2010 mit einem Abschlussball festlich beendet wurde. mehr…

Für was sich das Hilfsprojekt „Kinderhilfe Afghanistan“ einsetzt, erfuhren zwei Reporter der Schülerzeitung in einem aufschlussreichen Interview mit dem Gründer Dr. Reinhard Erös.
Der ehemalige Bundeswehrarzt unterstützt seit Jahren mit seiner Familie und vielen ehrenamtlichen Mitarbeitern den Bau und Erhalt von Schulen in Afghanistan.

Dr. Reinhard Erös, Sie sind der Leiter des Hilfsprojekts “Kinderhilfe Afghanistan“. Wie muss ich mir als deutscher Schüler einen Schultag in Afghanistan vorstellen?

Man muss wissen, wie die Schüler in Afghanistan leben, um sich einen Alltag dort vorstellen zu können. Es sind ganz andere Verhältnisse, als in Deutschland. Die Schüler laufen jeden Tag zu Fuß eine Stunde zur Schule und wieder zurück. Und das ist dann kein ebener Schulweg. Viele unserer Schulen liegen in den Bergen und im Winter haben die Kinder dort drei Monate lang Ferien, von November bis Januar, weil es viel zu kalt ist und weil da natürlich auch keiner Schnee räumt.
Die typischen Schulprobleme, die wir hier aus Deutschland kennen, sind für afghanische Kinder vollkommen unerheblich. Was für sie zählt, ist dass sie sicher an der Schule ankommen, dass die Lehrerin oder der Lehrer auch kommt, dass nicht geschossen wird und dass es kein Erdbeben gibt. Dann machen sie sich nicht wie wir darüber Gedanken, ob sie den Lehrer mögen oder ob bald Pause ist. Das Wichtigste für sie ist, dass sie am Unterricht teilnehmen können. Bei einem Unterricht in Afghanistan sitzen 100 Schüler in einem Raum, in dem in Deutschland wahrscheinlich 20 Schüler sitzen würden. Er herrscht Frontalunterricht: keiner spricht kein Wort, nur der Lehrer, und alle schreiben mit. Es gibt keine Rückfragen, weil man dann ja behauptet, dass der Lehrer eine Sache unverständlich oder nicht richtig erklärt habe. Das gilt als unhöflich.

Man kennt Afghanistan ja eigentlich nur als Kriegsgebiet. Sind sie dann bewaffnet oder anderweitig geschützt, wenn sie bei den Schulen vor Ort sind?

Nein, ich bin nicht bewaffnet. Keine Soldaten dürfen in die Nähe unserer Schule kommen! Das ist mit dem Militär abgesprochen. Sie müssen sich fernhalten. Es ist eine afghanische Schule, von den Afghanen selbst gebaut. Es ist ihr Land und ihre Schule. Da haben wir Ausländer nichts verloren. Ich bin der einzige Ausländer, der die Schulen besucht. Ein großer Vorteil ist, dass ich ihre Sprache, Paschtu, spreche.

In Deutschland gibt es eigentlich keine Möglichkeit diese Sprache zu lernen. Wie haben Sie die Sprache trotzdem gelernt?

Naja, weil ich jahrelang in Afghanistan gelebt und gearbeitet habe. Da lernt man die Sprache automatisch. Ich hatte fast nur Paschtunen in meiner Umgebung und einige meiner engsten afghanischen Mitarbeiter haben mir geholfen. Ich habe die Sprache also nicht schulisch gelernt. Eine Sprache lernt man am besten in dem Land, wo sie gesprochen wird. Wenn ich mich an meinen Englischunterricht in meiner Schulzeit zurückerinnere, dann habe ich daraus nichts mitgenommen. Man muss die Sprache direkt anwenden. Dann lernt man sie am besten. Außerdem ist es gut, sich in einem Land anzupassen und dazu gehört auch die Sprache zu können. Ein Sprichwort beschreibt das sehr gut: „In Rome do as the Romans do.“ Frei übersetzt: Verhalte dich in einem Land so, dass du nicht auffällst.

Durch den Weihnachtsbazar haben wir Ihrer Organisation ja eine Spende zukommen lassen. Wissen Sie schon für was dieses Geld verwendet wird?

Wir haben ein Konto und davon wird alles bezahlt: Schulhefte, Schulspeisung, Reparaturen an den Häusern, ein neuer Computer für unsere Computerklassen oder wenn ein Kind krank wird, helfen wir den Familien einen Arzt aufzusuchen. Wir haben also einen großen Topf und da kommt das gesamte Geld hinein, also auch eures, und es wird da verwendet, wo es gebraucht wird.

Was treibt Sie dazu an, Ihr Hilfsprojekt durchzuführen?

Was treibt einen an… Jeder will doch etwas Sinnvolles aus seinem Leben machen. Ich könnte zum Beispiel nie Lehrer werden. Ich kann zwar gut erzählen, aber es wäre immer dasselbe. Ich käme jeden Tag in dieselbe Schule, in dieselben Räume und würde nach einem Jahr einer neuen Klasse wieder genau dasselbe erzählen. Abwechslung macht das Leben erst interessant. Jedenfalls habe ich das schon immer so gesehen. Ich habe als Soldat vieles ausprobiert: Fallschirmjäger, Scharfschütze, U-Bootbesatzer etc. Dann wollte ich etwas Interessantes studieren. Ein spannendes Fach. Was gibt es spannenderes als ein Fach über Leben und Tod. Deshalb bin ich Militärarzt geworden. Man muss etwas finden, dass einem langfristig Freude bereitet.

Ich würde sagen drei Dinge sind wichtig:

  1. Man muss das können, was man machen will.
  2. Es muss Freude bereiten und darf einen nicht belasten.
  3. Es muss etwas sein, dass Sinn macht und zwar nicht nur für sich selbst, sondern auch für andere.

Keines dieser Dinge darf fehlen. Es ist wie in der Mathematik beim Multiplizieren: Wenn ein Teil des Produkts Null wird, ist der ganze Term Null. Deshalb scheitern auch so viele Entwicklungshelfer. Mit Scheitern meine ich, dass sie dann etwas anderes arbeiten.
Unter „können“ verstehe ich nicht nur, dass man seinen Beruf kann. Das ist sowieso Grundvoraussetzung. Sondern auch interkulturelle Kompetenz. Man muss mit fremden Kulturen umgehen können und ihre Sitten und Gebräuche kennen. Das möchte ich euch allen sehr ans Herz legen: Nehmt im Studium „interkulturelle Kompetenz“, wenn auch nur als Nebenfach, unbedingt mit auf. Es ist unglaublich spannend und auch wichtig, weil man diese Kompetenz braucht.

Wer noch mehr über „Kinderhilfe Afghanistan“ oder Dr. Reinhard Erös erfahren möchte, findet in der nächsten Ausgabe der Schülerzeitung einen ausführlichen Bericht. Es lohnt sich!

Artikel und Interview(gekürzte Fassung) von Jasmin Liese Q12
und Sebastian Liese 9d

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