"Wir brauchen kluge Politiker" - Vortrag von Dr. Erös

Spendenübergabe - Weihnachtsbazar 2011

Unser Schulleiter, Herr Haak, und sein Stellvertreter, Herr Stockmeier, begrüßten Herrn Dr. Erös und seine Frau von der "Kinderhilfe Afghanistan" (www.kinderhilfe-afghanistan.de) und Frau Eichlinger als Vertreterin der offenen Behindertenarbeit St. Vinzenz (www.vinzenz-online.de).

 

Spendenübergabe - Weihnachtsbazar 2011

Die Schülersprecher/innen Mark Johannsen, Kerstin Depner und Laura Dauderer freuten sich, den Erlös des Weihnachtsbazars an die beiden Organisationen überreichen zu können, dieses Jahr die großartige Summe von über 5400 Euro! Auch ein Fotograf des Donaukuriers war anwesend, um die Übergabe der Spenden zu dokumentieren.

Und dann konnte der Vortrag von Dr. Erös über seine Arbeit in Afghanistan beginnen:
Voll engagiert begann Dr. Erös mit einer aktuellen Zeitungsmeldung. Hier wurde berichtet, dass US Soldaten afghanische Talibankämpfer getötet und dann auf ihre Leichen uriniert hatten. Dies hatten sie dann auf Video aufgezeichnet und in das Internet gestellt. Mit diesem barbarischen Akt würde das Leben von westlichen Soldaten, aber auch von Mitarbeitern der Hilfsorganisationen gefährdet, denn dafür würden die Taliban sich rächen, wie sie bereits angekündigt haben, so der erzürnte Referent Dr. Erös.

Mit dieser weltweit heftig diskutierten Meldung wollte der ehemalige Bundeswehrarzt Erös uns, die SchülerInnen am Apian-Gymnasium, aufrütteln und für den Inhalt des Vortrages über Afghanistan und die Arbeit von "Kinderhilfe Afghanistan" motivieren. Er wollte uns zeigen, dass es notwendig ist, sich über politische Zusammenhänge gründlich zu informieren, besonders durch Zeitungslektüre.

Denn dann könnten aus uns einmal "kluge Politiker" werden, die in der Welt, aber auch in Afghanistan, Frieden statt Krieg bringen. Aber auch für jeden, der als Abiturient später einmal zur "Elite" des Landes gehören wolle, sei es notwendig, sich politisch gründlich zu informieren.

Dr. Erös bei seinem Vortrag

Über verschiedene Zahlen und Daten, aber auch mit sehr vielen persönlichen Erlebnissen wurde uns nun ein Bild des über 6000 km von Deutschland entfernten Landes Afghanistan gegeben. Wir wurden über die geografische und politische Lage informiert: Das Land hat ca. 20 Millionen Einwohner, die allerdings niemand je ganz genau gezählt hat. Es ist zudem ein Land der Gegensätze, denn in diesem topografisch sehr vielseitigen Land, das Gebirge bis zur Höhe von 7000 m enthält, kann das Thermometer im Winter auf bis zu -50°C fallen, und in den tiefer gelegenen Gebieten kann es im Sommer Temperaturen im Schatten von ca. +58°C geben.

Unter diesen schweren Bedingungen leben die Bewohner, die Afghanen, seit Jahrtausenden, und sie haben sich darauf eingestellt, und deshalb sind an diesem freiheitsliebenden Volk schon manche Eroberer gescheitert, wie z.B. Alexander der Große in der Antike und die Sowjetunion im 20.Jahrhundert. Natürlich gibt es in Afghanistan im kalten Winter keine Heizung, wie wir das kennen, und da das ganze Land inzwischen abgeholzt ist, mangelt es auch an Holz als Heizmaterial. Die einheimische Art, mit getrocknetem Kot von Kühen zu heizen und zu kochen, ist natürlich nicht sehr ergiebig. Deshalb unterstützt die "Kinderhilfe Afghanistan" der Familie Erös die Bereitstellung von modernen Solarkochern. Das Material wird aus Deutschland eingeführt, und in Afghanistan werden die Teile dann von Einheimischen montiert. Das hilft den Menschen, Wasser zu erhitzen, zu kochen und auch zu heizen oder ein Radio zu bedienen, und außerdem entstehen Arbeitsplätze im Land. Das ist umso wichtiger, wenn man bedenkt, dass viele Afghanen keine Arbeit haben und das tägliche Einkommen eines Erwachsenen umgerechnet nur 1,50 Euro beträgt.

Die "Kinderhilfe Afghanistan" hat auch dem Analphabetismus den Kampf angesagt. 80 % der Bevölkerung, deren genaue Zahl unbekannt ist, sind Analphabeten. Aber nur Bildung kann dem Land weiterhelfen, und so baut die "Kinderhilfe" besonders auf dem Land, das von der Regierung kaum unterstützt wird, Schulen, in denen auch Mädchen lernen können. Wichtig ist das Erlernen einer gemeinsam verständlichen Sprache im Land, das in 30 Volksgruppen aufgeteilt ist, wobei jede Gruppe eine andere Sprache spricht. Aber nur, wenn die Menschen miteinander kommunizieren können, werden sie lernen, Konflikte ohne Gewalt zu lösen. Deshalb ist es sinnvoll, dass die Kinder in den Schulen der "Kinderhilfe" als gemeinsame Sprache auch Englisch lernen. Um die Bedeutung der Bildung der Bevölkerung klar zu machen, steht am Eingang der Schulen ein Zitat von Mohammed, dem Gründer des Islam: "Die Tinte der Schüler ist heiliger als das Blut der Märtyrer". Mit diesem Zitat des Mohammed hat es Dr. Erös geschafft, auch skeptische Dorfältere für seine Idee der Bildung in Schule zu überzeugen. Da die Schulen mit einheimischen Arbeitern gebaut werden, entstehen auch hier durch die "Kinderhilfe" Arbeitsplätze im Land.

Uns möchte der Referent mit diesen Hinweisen auch darauf aufmerksam machen, welches Privileg wir haben, wenn wir eine gute Schule besuchen dürfen, wofür uns die Kinder in Afghanistan, und nicht nur dort, sehr beneiden.

Mit den Spenden von uns Schülern aus dem "Apian" in Ingolstadt haben wir also den Kindern in Afghanistan geholfen, eine gute Schule besuchen zu dürfen. Als Dr. Erös das beim Bau einer Mädchenschule im Osten Afghanistans erklärt hat, einigten sich die Verantwortlichen dort darauf, die Schule "Bibi-Marjam" Schule zu nennen, was übersetzt "Mutter Maria Schule" bedeutet.

Herr Dr. Erös zeigte uns auf, dass sein Motto "Bildung statt Fundamentalismus" heißt, denn nur durch Schulen und durch Bildung können letztlich Kriege verhindert werden, die so viel Leid und Tod über die Bevölkerung, aber auch über die Soldaten bringen. Auch für diese Gedanken hatte er eindringliche Bilder und Zahlen parat, die uns überzeugten. Denn bereits über 2500 westliche Soldaten sind in Afghanistan gefallen, und dazu kommen ca. 18000 Schwerstverletzte und Soldaten, die durch die Kriegserlebnisse schwer traumatisiert wurden. Außerdem starben ca. 60000 bis 80000 afghanische Zivilisten.

Besser wäre es, chronische Unterernährung bei Kindern zu verhindern, aber dazu müsste die internationale Gemeinschaft mehr als "nur" 35 Milliarden Dollar einsetzen, denn der militärische Einsatz hat dagegen bereits 600 Milliarden Dollar verschlungen.

Durch einen kurzen Film über die "Kinderhilfe Afghanistan", der im Westdeutschen Fernsehen lief, wurde die erfolgreiche Arbeit dieser Hilfsorganisation dokumentiert, und wir am "Apian" sind stolz, dass wir durch unsere Spenden ein wenig mithelfen können, Kinder in Schulen und Waisenhäusern zu unterstützen.

Auf die Frage, was für ihn das Wichtigste und das Tollste an seiner Arbeit sei, antwortete Dr. Erös am Ende: "Der Erfolg, das Resultat, dass es den Kindern, den Menschen in Not, gut geht, ist das Schönste. Auch ihr gebt mir Ansporn. Interessierte Menschen, die mich zudem mit einer Spende unterstützen".
Lange anhaltender Applaus stand am Ende dieses beindruckenden Vortrags.


Ahmed Ulusoy (9c), Valentin Gürtler (9c), Andreas Betz, StD

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