Integration und Inklusion im P-Seminar

Wir, die Mitglieder des P-Seminars von Herr Betz, haben uns dieses Jahr als Ziel gesetzt, eine "sozial-integrative Veranstaltung" mit Kindern und Jugendlichen des Caritas Zentrums St. Vinzenz in Form eines Laternenumzuges am 11.11.2012 zum Fest von St. Martin zu veranstalten.

Flyer

Zusätzlich zum Umzug planen wir auch ein kleines Schauspiel, inklusive St. Martin und Pferd. Des Weiteren wird es im Anschluss ein Lagerfeuer geben, und für warme Getränke, Essen und musikalische Untermalung wird auch gesorgt sein. All dies geschieht wie immer in guter Zusammenarbeit mit der "Offenen Behindertenarbeit" von St. Vinzenz und seiner Leiterin, Frau Cornelia Eichlinger.

Doch was heißt "integrativ" eigentlich, wie steht es rechtlich und wie sieht die Realität des Umgangs mit Menschen mit Behinderung aus? Diese und andere Fragen beantwortete uns ein ehemaliger Apianer in seinem Vortrag während unseres P-Seminar-Treffens am 16.07.2012. Thomas Haran kam bereits während seiner Schulzeit am Apian mit St. Vinzenz in Kontakt, so bei den "Special Olympics". Er leistete dann nach dem Abitur im Jahr 2004 dort auch seinen Zivildienst. Danach studierte er Wirtschaftspädagogik und ist zur Zeit bei der Stadt Nürnberg angestellt. Hier ist es seine Aufgabe, ein Konzept zu erarbeiten, wie die Idee der "Inklusion" umgesetzt werden könnte.

Herr Haran und Frau Eichlinger informieren im P-Seminar

"Inklusion" und "Integration"- ein und dasselbe? Nein. Die Begriffe werden zwar oft synonym verwendet und sind auch im Gesetz nicht ausreichend definiert, aber sie bedeuten nicht das Gleiche. Thomas Haran erklärte es uns so: Die "Integration" eines Menschen fordert eine eigene Leistung des Außenstehenden, um mit einbezogen zu werden (z. B. muss ein Mensch mit Behinderung lernen, wie er den Rollstuhl fahren kann). "Inklusion" hingegen betrifft die Leistung der Gesellschaft, also die Voraussetzungen und Rahmenbedingungen, die von der Gesellschaft geschaffen werden müssen, um "außen stehende Menschen" einzubeziehen (so müssten im Fall des vorherigen Beispiels Rampen an Schulen, etc. gebaut werden).

In Deutschland gilt seit 2009 die UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderung, in der das Prinzip der Inklusion enthalten ist. Die Bundesrepublik Deutschland hat diese UN-Konvention ratifiziert, sie ist also bei uns eigentlich geltendes Recht. In der Realität ist dieses geltende Recht aber noch kaum umgesetzt.

Inklusion, das würde z. B. für die Schulen bedeuten, dass die 5 - 6 % der Schüler in Deutschland, die ein körperliches oder geistiges Handicap haben, gemeinsam mit allen anderen Schülern, und nicht wie bisher zum Großteil an speziellen Förderschulen, unterrichtet werden. Natürlich sind dann völlig neue Unterrichtsformen nötig, um jedem Schüler gerecht werden zu können. So würde es für alle Schüler einer Klasse je nach Leistungsniveau individuelle Lernziele geben, und auch die Lehrer müssten in ihrer Ausbildung auf diese neuen Situationen vorbereitet werden.

Natürlich ist dies nur mit sehr hohem organisatorischen und personellen Aufwand umsetzbar. Deswegen werden bis jetzt nur knapp 18,5 % der deutschen Schüler inklusiv unterrichtet. Um diese Prozentzahl weiter zu erhöhen und das inklusive Schulprofil erfolgreich umzusetzen, ist es sehr wichtig, dass alles langsam angegangen wird, wie z. B. an einer Schule in Nürnberg, so der Referent Thomas Haran. Hier begann man mit gemeinsamen Festen und Ausflügen und näherte sich dann immer weiter dem inklusiven Schulprofil an. So haben Schüler, Eltern und Lehrer die Möglichkeit, das andere "System" kennenzulernen und somit Unwissenheit und Vorurteile zu überwinden.

Integration und Inklusion im P-Seminar

Ob nun in mehreren Jahren der inklusive Unterricht an allen Schulen in Deutschland umgesetzt sein wird, bleibt offen. Sicher hätte dies aber, so der Referent, vor allem einen großen Vorteil: Man könnte voneinander lernen, gerade im Bereich der sozialen Kompetenz. In jedem Fall ist unser Projekt mit St. Vinzenz ein wichtiger Schritt in diese Richtung.

Nadine Theißen & Lisa Hackenjos, Q11

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