Im Geiste der Erinnerung und des Friedens

Jüdisches Museum on.tour unterrichtet Apianerinnen und Apianer

Ein Projekt zum interkulturellen Verstehen startete am 10. November 2015 am Apian-Gymnasium mit drei Referenten des jüdischen Museums Berlin. Das "Museum on.tour" machte mit seiner mobilen Würfelausstellung und einem Workshop zum Thema „Meine Seite(n)“ auf seinem Weg durch Deutschland in Ingolstadt Station. Insgesamt fünf Klassen der 5., 6., 8. und 10. Jahrgangsstufe nahmen aktiv teil, indem sie die Ausstellung selbstständig erkundeten oder im Workshop zur Frage, wie Jugendliche heute interkulturell leben, arbeiteten und präsentierten. Die organisatorische Leitung am Apian-Gymnasium übernahmen StRin Sabine Koulo, StDin Manuela Kürzinger, OStRin Tanja Skirde und StRin Dr. Stefanie Woidich. Die Ausstellung zeigte u. a. jüdische Traditionen und Feste sowie Beispiele für jüdisches Leben in Deutschland und seine unterschiedlichen Richtungen.

Die Klasse 5d lernte viel Neues durch ein Frage - Antwort - Spiel, bei dem der Museumspädagoge Samuel Schidem Fragen stellte, wie zum Beispiel: „Wer von euch spricht zu Hause noch eine andere Sprache als Deutsch? Es stellte sich heraus: In fünf Familien wird jeweils noch Englisch, Russisch, Arabisch, Hebräisch oder Bayerisch gesprochen. Eine weitere Frage: „Wer kennt einen Mann, der Jude ist?“ Ein Schüler: „Jesus“. „Was ist eine Torarolle?“ Antwort: „Eine heilige Schrift-rolle, auf die man mit einem Torazeiger (silberner Stab) zeigen darf.“

Die Klasse 8c interessierte sich für das Thema „Jüdische Erfinder“, deren Erfindungen heute noch unseren Alltag begleiten. So entsprangen die Nivea-Creme, die 1911 u. a. vom Chemiker Oskar Troplowitz (1863 – 1918) für die Hamburger Firma Beiersdorf erfunden wurde sowie die Jeans, für die der in Buttenheim in Bayern geborene Textilhändler Levi Strauss 1873 das Patent erwarb, dem Gedanken, auch ärmeren Menschen praktische Hilfsmittel für den Alltag zu erschwinglichen Preisen anzubieten. Eine Besonderheit jüdischer Erfindungen im 19. und 20. Jahrhundert war ihre pragmatische Ausrichtung, was auch daher rührte, dass jüdische Universitätsabsolventen keine großen Chancen auf Lehrstühle an deutschen Unis hatten und deshalb eher in Betrieben arbeiteten. Auch den Begründer der Chemotherapie, Professor Dr. Paul Ehrlich (1854 – 1915) und den Erfinder des Kondoms, Julius Fromm (1883 – 1945), stellte Samuel vor. An ihren Leistungen könne man sehen, welch großes Potenzial in einem geistreichen Menschen stecken kann, um einen Beitrag für die Entwicklung zu leisten. Zu Albert Einstein (1879 – 1955) erzählte Samuel eine Anekdote. Als Schüler sei Einstein zu Hause von seiner Mutter jeden Tag gefragt worden: "Was hast du heute in der Schule gefragt?" Die Mutter förderte so seine Neugier nach Wissen. Albert Einstein, der Begründer der Relativitätstheorie, zählt zu den bedeutendsten Physikern der Welt.

Im Workshop betrachteten die Schülerinnen und Schüler aus den 8. und 10. Klassen Tagebücher von Jugendlichen mit jüdischen, muslimischen und christlichen Wurzeln. Zum Beispiel stellten sie die zwanzigjährige Albina vor. Die Eltern ihres Vaters waren Muslime, ihre Mutter ist Jüdin, ihr Vater ist Christ, genau wie ihr Opa mütterlicherseits. Das Tagebuch zeigt, wie ihre Herkunft und Geschichte ihre heutige Lebenskultur prägen. Deutschland ist für sie ihr "Traumland", weil es ein freies Land ist, wo sie mit allen friedlich leben kann. Die Lebensläufe zeigten, dass es „ganz normal“ ist, wenn Menschen sich voneinander unterscheiden, die Hauptsache ist, dass sie einander respektieren.

Abschließend erzählte Alexander Green, der Betreuer des Workshops, wie jüdische Familien in Deutschland zur Weihnachtszeit gerne das Channukkah-Fest feiern. (Zur Erklärung: Es ist ein Lichterfest, das auf einem Wunder beruht: Nach einem Krieg war das Licht des siebenarmigen Leuchters im Jerusalemer Tempel nicht erloschen, obwohl das heilige Öl fehlte, sondern hatte acht Tage hindurch weitergebrannt, bis wieder neues heiliges Öl hergestellt war). Beim Channukah – Fest bekommen die Kinder Geschenke und Süßigkeiten. Wie Weihnachten ist es ein frohes Fest. Viele Familien schmücken zu Hause einen Lichterbaum der, wie der Christbaum, ein Zeichen für den Frieden ist.

Bericht: Manuela Kürzinger StDin

Fotos: M. Kürzinger. T. Skirde

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