Das Schuljahr 2015/2016 im Schulgarten

Ein Rückblick ins Grüne

Da die Bauarbeiten an unserer Schule ein weiteres Mal verschoben wurden, und erst 2020 mit dem Rückbau begonnen werden soll, haben wir die Möglichkeit unser Schulgartengelände die nächsten Jahre noch intensiv zu nutzen.

Apian-Schulgarten

Im Herbst hatten wir wieder alle Hände voll zu tun, um unseren Garten winterfest zu machen .Laub rechen, Wiese mähen, Netze über unsere Tümpel spannen und nicht zuletzt die Früchte unserer Arbeit genießen. Wir ernteten die letzten Kräuter und verarbeiteten unsere Kürbisse zu einer schmackhaften Suppe und leckerem Kuchen. Wie jedes Jahr liehen wir uns den riesigen „Hexenkessel“ von Frau Schulz und saßen gemütlich ums Lagerfeuer. Eine gute Gelegenheit um neue Mitglieder in unserem Schulgarten zu begrüßen und kennen zu lernen.

Bei zunehmend frostiger Witterung finden unsere Treffen in unserem Kellerraum statt. Jetzt ist endlich Zeit für anfallende Reparaturen und andere wichtige, handwerkliche Arbeiten. So musste eine Außenwand unseres Sonnnenwachsschmelzers dringend ersetzt und gestrichen werden. Eindringendes Regenwasser ließ das Holz sich werfen und so mussten viele vom Duft des schmelzenden Bienenwachses angelockte Bienen und Wespen sterben. Jetzt ist unser Kasten wieder regen- und insektendicht. Wir hatten alle Hände voll zu tun mit Bienenkästen reinigen und „ausflammen“, neue Rähmchen für die Bienenkästen zusammenbauen, bedrahten und Wachsplatten einlöten, nicht zu vergessen die Vorbereitungen für den jährlichen Weihnachtsbazar.

Einen Großteil des Bazarangebotes bestritten wir wieder über unsere Imkerei. Durch das Ausschmelzen von Bienenwaben aus alten Rähmchen mit Hilfe von Sonnenenergie konnten wir einige Kilogramm Wachs gewinnen. Frau Werner, unsere Imkerin, goss mit einigen Schülern wieder Wachsengelchen und ein reichhaltiges Sortiment an Bienenwachskerzen. Neu dazu kamen dieses Jahr Teelichter und eine selbstgemachte Propolissalbe. Hübsch verpackt fanden Honiggläser mit bunter „Haube“ und Schleifchen reißenden Absatz, ebenso unsere leckeren Marmeladen und Gelees. Wie auch letztes Jahr rundeten unsere selbst gestalteten Fotobriefkarten das Angebot ab. Mit einem Teil unserer Einnahmen unterstützen wir das soziale Engagement der Schule, der Rest kommt unserem Wahlfach zugute.

Im Februar verbrachten wir einen kalten, verschneiten Nachmittag in der Schulküche und bereiteten aus überwiegend regionalen und saisonalen Produkten sehr leckere Aufläufe zu. In Diskussion über fleischarme, vegetarische und vegane Ernährung konnte jeder seine persönliche Haltung zu diesem Thema wieder einmal überdenken. Grundsätzlich kamen wir zu dem Schluss, dass der Fleischkonsum in unserer Gesellschaft in jedem Fall zu hoch ist, und die damit einhergehende Umweltbelastung und die Lebensumstände der Tiere in der Massenhaltung nicht akzeptabel sind. Außerdem waren wir uns einig, dass es sich lohnt auf den Kauf von regionalen Produkten zu achten. Sie sind frei von Gentechnik, wegen der kürzeren Transportwege frischer und dadurch meist weniger belastet mit Konservierungsmitteln.

Im Frühjahr wurden wir mit einem etwas zu heftigen Rückschnitt unserer Hecke konfrontiert. Wir beschlossen deshalb kurzerhand die riesige, freie Fläche vorübergehend für ein Projekt zu nutzen. Durch die Unterbringung von minderjährigen Flüchtlingen im Schulgebäude ist das Thema Flucht sehr viel näher an uns herangerückt und war oft Inhalt von Gesprächen im Schulgarten. Nicht zuletzt durch den Kontakt von Frau Langscheid, die die Flüchtlinge mitbetreut, war die Idee geboren, diese jungen Menschen miteinzubeziehen.
Stichworte wie: Flucht, Segel setzen, Schiffbruch, Neuanfang, Heimat, entwurzelt, Zukunft, Einsamkeit, miteinander wachsen, Zukunft, nach vorne schauen, Trauer, Wurzeln schlagen, fremd, Freundschaft, Hass, der Himmel über uns, standen im Raum und sollten umgesetzt werden. Es entstand der Plan für eine Installation, die wir grüne „Segel der Hoffnung“ nennen wollen. Rankende Pflanzen an Seilen bilden grüne sich überschneidende Flächen, Segel. Die Seile am Boden als Stütze und Hilfe fest verankert. Die Samen der Pflanzen gehen auf, schlagen Wurzeln und wachsen nebeneinander, miteinander dem Himmel entgegen. Manche schneller, manche langsamer. In der Hoffnung, dass sie blühen und Früchte tragen, werden wir sie hegen und pflegen. Persönliche Beiträge der jungen Flüchtlinge wurden in schriftlicher und bildhafter Form in die grünen Segel „eingeflochten“. Unsere Installation und weitere Kunstwerke der Jungendlichen wurden während des Sommerfestes allen interessierten Besuchern vorgestellt.

Das Frühjahr kam mit Riesenschritten und wir hatten Mühe die nötigsten Pflegearbeiten rechtzeitig vornehmen zu können, da wir ja immer auf trockenes Wetter angewiesen sind. Die Rankhilfe unseres Weinstockes bedurfte dringend einer Erneuerung, um die schweren Trauben zu tragen. Bei dieser Gelegenheit wurde diese um weitere zwei Meter verbreitert. Anfang September können die ersten süßen Trauben von Schülern, die in den Ferien den Garten besuchen, vernascht werden. Aus dem Rest stellen wir unsere leckere Marmelade her. Zusätzlich zu den Arbeiten auf unserem Schulgartengelände musste unser im Norden der Schule befindlicher Bienengarten dringend vom jahrelangen Wildwuchs befreit werden, was sich als Mammutaufgabe entpuppte. Wir taten unser Bestes, um ihn wieder begehbar zu machen. Die Pflege unseres Feuchtbiotopes wurde dieses Jahr wieder reich belohnt. Zu unserer Freude tummelten sich wieder jede Menge Libellenlarven und Molchnachwuchs in unseren Tümpeln. Neben den seit Jahren zahlreich zu findenden Teichmolchen, vermehrten sich zu unserer besonderen Freude auch die selteneren Bergmolche, nachdem wir letztes Jahr den ersten Nachwuchs nachweisen konnten. Ein Klarer Hinweis für uns, dass sich dieser Lebensraum gut entwickelt und eine Bestätigung für unsere ökologische Arbeit im Schulgarten.

Auch die Bienenvölker entwickelten sich prächtig und kamen gut über den Winter. Die Behandlung gegen die Varoamilbe gestaltete sich vergangenen Herbst etwas schwierig, zeigte aber gute Wirkung. Man muss die brutfreien Zeit abwarten, welche wiederum an das Einsetzen von Frost gekoppelt ist. Setzten die Minusgrade erst nach Weihnachten ein ist es für eine Behandlung zu spät. „Wow“, ein dicker Bienenschwarm hing dieses Jahr Mitte Mai in den Ästen eines Baumes direkt über den Kästen im Bienengarten. Die Traube hing so niedrig, dass es ganz einfach war, die anhängenden Bienen samt Königin in eine Beute zu befördern. Unsere Bienenvölker vermehren sich munter. Schwärmen ist die natürliche Vermehrung eines Volkes. Wird die Behausung zu klein, geht die alte Königin mit einem Teil ihres Volkes und einem ordentlichen Vorrat an Honig auf die Suche nach einer neuen Bleibe. Eine zuvor in einer der Weiselzellen gezogene junge Königin bleibt mit dem Rest des Volkes zurück. Um das Schwärmen zu verhindern, bricht man die auffälligen Weiselzellen aus und vergrößert unter Umständen die Beute. Diesen Mai berichteten viele Imker über schwarmfreudige Völker. Dem konnten wir zustimmen.

Rechtzeitig zum Tag der offenen Tür konnten Frau Werner unsere neuen Etiketten für den Apianhonig vorstellen. Nicht nur eine ansprechende Optik, sondern auch der Informationsgehalt war bei dem Entwurf ausschlaggebend. Die Verbindung zu den Bienen ist offensichtlich. Die Namensgeber Peter und Philipp Apian, Professoren an der ehemaligen Ingolstädter Universität, hießen vor ihrer Latinisierung im Mittelalter „Bienewitz“. Zusätzlich mit einem QR-Code versehen kann schnell auf Informationen über unsere Schule zugegriffen werden. So entstand, finden wir, eine repräsentative Banderole.

Der Amicus-Preis ermöglichte uns dieses Jahr eine Exkursion der besonderen Art. Frau Werner organisierte für uns Ende Juli einen Besuch der Benediktinerabtei Kloster Plankstetten im Altmühltal. Zur Abtei gehören ein großer Bauernhof, eine Gärtnerei, eine Brennerei und eine Imkerei. Frater Richard führte uns durch den sogenannten „Staudenhof“, der seit 20 Jahren biologisch bewirtschaftet wird. Auf dem Hof leben unter anderem Schweine und Rinder. Kälbchen wachsen bei ihren Müttern auf und weiden auf großen Obstwiesen im Freien. Wir durften sie füttern und anfassen. Wir bekamen einen Einblick in artgerechte Tierhaltung und biologischen Anbau von Getreide und eine Vorstellung des Mehraufwandes, der sich natürlich im Preis für solche Erzeugnisse niederschlägt. Bevor wir wieder nach Hause fuhren gab es noch eine ordentliche Brotzeit in der Klosterwirtschaft, natürlich ausschließlich mit Produkten der Abtei!

Schon zu Beginn des Jahres wurde gemeinsam mit der Schulleitung und den Fachschaften Kunst, Musik und Theater festgelegt, den Kulturgarten dieses Jahr im Rahmen des Sommerfestes stattfinden zu lassen. Im Wechsel mit dem Bühnenprogramm der SMV wurden im Schulgarten Einzelbeiträge aus Musik, Theater und Literatur vorgetragen. In der übrigen Zeit konnten Besucher des Sommerfestes den Garten als ruhigen, idyllischen Ort im Grünen genießen und die Kunstwerke im und um den Garten entdecken. Durch die Verlegung des Sommerfestes in den Norden des Schulgeländes rückte der verwilderte, ehemalige Don Bosco Schulgarten ins Zentrum und konnte erstmals als grüne Oase und Heimat unserer Bienenvölker aus seinem Dornröschenschlaf geweckt werden. Zu unserem flachen Schaubienenkasten mit nur zwei Wabenrähmchen im Schulgarten kommt dieses Jahr noch ein zweiter, großer Schaubienenkasten, der von allen Seiten Einblicke in einen Bienenstock ermöglicht. Unsere Imkerin konnte vor Ort allen Bienenbegeisterten Rede und Antwort stehen.

Wie jedes Jahr verabschiedeten wir uns vom alten Schuljahr mit einem Grillfest. Eine Gelegenheit zu der sich wieder viele ehemalige Schüler in unserem Garten einfanden und uns erzählten, wie es ihnen in der Zwischenzeit ergangen war. Die Früchte seiner Arbeit zu genießen ist nicht nur im Schulgarten ein wichtiger Bestandteil, sondern sollte es auch im Leben sein.

Christiane Büchl-Fürbacher
Petra Langscheid
Maria Werner


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