Gesucht: Frauen als MINT-Vorbilder

Techniktag für Mädchen an der Hochschule Ingolstadt

Männer als Naturwissenschaftler, Ingenieure, Manager - viele ihrer Namen und Leistungen sind uns geläufig. Fragen wir aber nach den Namen der zahlreichen Frauen, die sich im MINT-Bereich und in leitenden Funktionen bewährt haben, so erleben wir oft fragende Blicke. Man nennt und kennt solche Frauen kaum.

Wenn wir fragen, weshalb in Deutschland noch immer weibliche Studierende gerade in den Naturwissenschaften eine deutliche Minderheit bilden, so können wir die Tatsache nicht übersehen, dass der Anteil der überlieferten MINT-Vorbilder bei Frauen viel geringer ist, als bei Männern. Dadurch fehlen den Mädchen und jungen Frauen aber wichtige Identifikationsfiguren, Vorbilder ihres Geschlechts, denen sie nacheifern.

Techniktag für Mädchen an der Hochschule Ingolstadt

Ein Vorbild ist Frau Professorin Dr. Sabine Bschorer, Professorin für Maschinenbau und stellvertretende Frauenbeauftragte an der Hochschule für angewandte Wissenschaften. Seit dem Jahr 2000 lädt sie Schülerinnen und Lehrkräfte regelmäßig zu Hochschul-Veranstaltungen ein, um sie für technische Studiengänge zu begeistern.

Aus diesem Grund fanden sich auch am Mittwoch, 21.11.2012, dem Buß- und Bettag, 36 Schülerinnen aus den Ingolstädter Gymnasien, unter ihnen 11 Apianerinnen, an der Hochschule für angewandte Wissenschaften zum Techniktag für Mädchen ein.

Prof. Bschorers Werdegang begann in der Werkstatt ihres Vaters, der sie schon als Kind zu den Maschinen hinführte und Funktionen erklärte. Sie verdeutlichte anhand verschiedener Studiengänge deren Aufbau, Ablauf und Abschlüsse, zum Beispiel den Bachelor in Wirtschaftsingenieurwesen oder in Technik Erneuerbarer Energien. Sie selbst hatte in München Maschinenbau studiert und promoviert, bevor sie 1999 nach Ingolstadt berufen wurde. "Ich würde es jederzeit wieder machen", betont sie.

 

Techniktag für Mädchen an der Hochschule Ingolstadt

Anschließend gingen die Mädchen in drei Gruppen in Labore der Hochschule. Im Labor C107 erklärte ihnen Prof. Dr. Schweiger eine Übung zur Programmierung mobiler Roboter, sodass sie selbst programmieren konnten. Nach dem Motto "Roboter an den Start" ließen die Mädchen die lernfähigen Maschinen, die im Studium für Übungen in Fahrerassistenzsystemen oder in Automatisierungstechnik verwenden werde, Slalom fahren. Im Alltag könnten die Roboter übrigens auch Getränke holen oder den Fußboden reinigen - ihre Einsatz-möglichkeiten sind vielfältig.

Techniktag für Mädchen an der Hochschule Ingolstadt

Im Akustik-Labor C008 betraten die Mädchen mit Prof. Dr. Josef Pöppel einen Raum, in dem Schallwellen völlig absorbiert werden. In dem Raum herrschte deshalb absolute Stille, die Stimmen klangen gedämpft. Von dem Professor für Elektro- und Informationstechnik erfuhren die Schülerinnen Zusammenhänge zwischen akustischer Wahrnehmung und Gehirntätigkeit. Das Raumgefühl sei hier bei einzelnen Menschen durchaus verschieden. Während einige schnell müde werden, steige bei anderen die Fähigkeit der Konzentration an. Aufgrund der Beobachtungen bezüglich physischer Reaktionen gebe es auch eine Zusammenarbeit mit der Medizinischen Universität Erlangen. In technischer Hinsicht finden viele Versuche statt, zum Beispiel werden in diesem Raum Funk- und Schallwellen kombiniert.

Techniktag für Mädchen an der Hochschule Ingolstadt

Im Labor C026 lud die Diplomingenieurin Frau Silvia Preiss die Schülerinnen zu einem kleinen Wettbewerb ein, nachdem sie in einer Präsentation sensationelle Ergebnisse auf dem Gebiet des Papierfliegerbaues gezeigt hatte. So liegt der Spannweitenrekord des größten Papierflugzeuges heute bei 7,3 Meter bei einer Länge von 13,7 Meter. Der Flugriese befinde sich in Arizona/USA und erreiche eine Höchstgeschwindigkeit von 158 km/h. Die Mädchen bekamen die Aufgabe, selbst gleitfähige Flieger, die möglichst weit fliegen, mit DIN A 4 Papierblättern zu falten und die Flugfähigkeit und -weite zu erproben.

Nach den spannenden Laboraufenthalten stärkten sich alle Mädchen durch einen Imbiss, den der Verein Deutscher Ingenieure, Bezirksgruppe Ingolstadt, sponserte. Bis 13.00 Uhr hörten sie Berichte von Studentinnen und Ingenieurinnen zum Thema "Ingenieurin sein macht Spaß!" und sprachen über Studium und Karriere aus Sicht der Frau.

Techniktag für Mädchen an der Hochschule Ingolstadt

Insgesamt war es ein sehr gelungener Techniktag, der bei uns - Schülerinnen und Lehrerinnen - lebendige Eindrücke hinterlässt.

M. Kürzinger und E. Lindauer

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