Wir gedenken

Wir gedenken aller, die wegen ihrer politischen
oder weltanschaulichen Überzeugung verfolgt wurden
oder wegen ihrer Homosexualität nicht Mensch sein durften.

Wir gedenken aller, die wegen ihrer ethnischen Herkunft
oder ihrer Religion nicht Mensch sein durften.

Wir gedenken aller, die wegen ihrer körperlichen oder geistigen
Behinderung, Missbildungen oder Ähnlichem
nicht Mensch sein durften.

Wir gedenken aller Opfer des Nationalsozialismus.

Ihr Gedenken ist uns Mahnung,
Mahnung, die unser Heute und Jetzt betrifft,
alle Bereiche unseres Denkens und Handelns.


Zentrale Veranstaltung zum Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus am Apian-Gymnasium

Seit 1996 wird auf Initiative des damaligen Bundespräsidenten Roman Herzog am 27. Januar, dem Datum der Befreiung des Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau im Jahr 1945, der bundesweite Gedenktag der Opfer des Nationalsozialismus begangen. Die zentrale Veranstaltung der Stadt Ingolstadt wird in wechselnder Folge von den Ingolstädter Schulen ausgerichtet, sodass heuer die Ehre der Ausrichtung dem Apian-Gymnasium zufiel. Dieses Vorgehen entspricht in besonderem Maße der Intention des Gedenkens, das neben der Trauer um die Opfer auch auf "die Mahnung künftiger Generationen zur Wachsamkeit" abzielt, wie es in der Proklamation durch Roman Herzog heißt.

Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus

Schülerinnen und Schüler des Apian-Gymnasiums leisteten unter Gesamtverantwortung von Sandra Gaull, Fachbetreuerin für Geschichte, und unter Mitwirkung von Katharina Ausfelder und Nina Schweda als Sprecher, im Chor, als Instrumentalisten und im Orchester ihren Beitrag zum Gedenken.

Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus

Die Erinnerung an die Opfer des mit der Einrichtung von Konzentrationslagern für politische Gegner 1933 einsetzenden staatlichen Terrors bildete den Auftakt der Gedenkveranstaltung: Das von Chor und Instrumentalisten unter Leitung von Benedikta Herrmann sehr eindrucksvoll vorgetragene "Moorlied", geschaffen von Häftlingen des Konzentrationslagers Börgermoor bei Papenburg im Emsland, ist ebenso bedrückendes Zeitzeugnis ihres Leids und Überlebenswillens wie mahnender Appell im Hier und Jetzt und bewirkte im abgedunkelten, engen Kellerraum des Schulzentrums Südwest, der als Veranstaltungsort von Alexandra Würflein eingerichtet wurde, große Betroffenheit.

Dem ersten Redner, Herrn Oberbürgermeister Dr. Alfred Lehmann, fiel es deshalb nicht leicht das Wort zu ergreifen. Vor den zahlreich erschienen Ehrengästen aus Politik und Öffentlichkeit, vor Schülern, Eltern und nicht zuletzt Lehrern knüpfte er an den von Roman Herzog formulierten Gedenk-Anspruch an und erinnerte an den Aufklärungsauftrag der Schulen. Auch und gerade angesichts des heutigen Wissens um die Geschehnisse während der NS-Diktatur stelle das mahnende Gedenken das beste Gegenmittel einer Wiederholung dar.
Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus
Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus

Auch Karl-Heinz Haak, Schulleiter des Apian-Gymnasiums, machte in seinem Redebeitrag deutlich, wie wichtig das Erinnern an die dunkelsten Jahre der deutschen Geschichte für ein "Nie wieder" ist, und stellte klar, dass der Verharmlosung deutscher Schuld und Verantwortung ebenso entschlossen entgegen zu treten ist wie jeglicher Relativierung der Verbrechen des Nationalsozialismus, gerade angesichts der jüngsten rechtsextremen Verbrechen. Als Leitideen der Gedenkveranstaltung am Apian formulierte er:

Wir wollen erinnern, nicht präsentieren.
Wir unterhalten nicht, wir ermahnen.
Wir zünden kein Feuerwerk,
sondern eine Kerze an.

Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus

Umrahmt von engagiert vorgetragenen Musikstücken des Apian-Schulorchesters unter Leitung von Zygmunt Gefert bildete die Erinnerung an die Schicksale einzelner Opfer des Nationalsozialismus den Kern des Gedenkens.

Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus

Stellvertretend für die unfassbar große Zahl der aus unterschiedlichen Motiven und auf unterschiedliche Weise Gequälten und Ermordeten wurden die Lebens- und Leidensgeschichten von Anna Lehnkering für die Opfer der NS-"Euthanasie", von Angela Reinhard, einer Sinti, und Inge Rotschild, einer Jüdin, für die aus ethnischen Gründen Verfolgten und Vernichteten und von Willi Graf, Mitglied der Weißen Rose, für die aus politischen und weltanschaulichen Gründen Verhafteten und zum Tode Verurteilten vorgestellt. Schülerinnen und Schüler verliehen den Opfern ihre Stimme, um durch ein "Tuch des Vergessens" hindurch den darauf projizierten Bildern und Zitaten der Erinnerung Unmittelbarkeit und Aktualität zu verleihen und so, im Schattenriss das Vergangene mit dem Gegenwärtigen verbindend, die im deutschen Namen begangenen Verbrechen aus dem Vergessen zu reißen.

Auf diese Weise stellten sie sich der - und ihr Publikum vor die - Verantwortung, die aus dem Erinnern erwächst. Der abschließenden Aufforderung, Worte, Gedanken und Gefühle in das aufliegende Erinnerungsbuch einzutragen, wurde rege Folge geleistet, gemäß dem Selbstanspruch der Gedenkenden:

Ein Erinnern ohne die Konsequenz für das Heute wäre Verrat an der Verantwortung für die Menschlichkeit.

Stefan Remler

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