Europatage des Apian-Gymnasiums Ingolstadt

Themen und Ergebnisse

02. Mai: Gleiche Rechte und Pflichten für Männer und Frauen in Europa –
ein Schlüssel für Wohlstand und Frieden in Europa

Die Europatage des Apian-Gymnasiums am 2. und 3. Mai behandelten zwei unterschiedliche Themen, zum einen die Gleichberechtigung und Gleichstellung von Männern und Frauen in Europa, zum anderen die Verantwortung Deutschlands für Europa in Fragen der Sicherheitspolitik.
Frau Deimel, die Beauftragte der Gleichstellungsstelle Ingolstadt und Frau Basal, Rechtsanwältin und Mitglied im Migrationsrat, erarbeiteten mit rund vierzig Schülerinnen und Schülern der 10. Klasse folgende wichtige Ziele, um die Gleichstellung von Männern und Frauen de facto noch besser umzusetzen:

• Der Arbeitslohn sollte sich nach der Leistung richten, nicht nach dem Geschlecht. Männer und Frauen sollen für die gleiche Arbeit gleich viel verdienen.
• Die Rolle als Mutter brauche mehr Anerkennung. Frauen sollten frei entscheiden können, ob sie ihre Kinder selbst erziehen oder einem Beruf nachgehen. Wichtig sei, dass eine Frau sich darauf verlassen kann, nach der Erziehungszeit wieder in den Beruf einsteigen zu können.
• Die sozialen Dienste, zum Beispiel in der Kindererziehung und Altenpflege, verdienen mehr Anerkennung und bessere Entlohnung.
• Töchter wünschen sich, dass ihre Eltern ihnen mehr Selbstständigkeit zutrauen und ihre Stärken sehen. Die Mädchen wollen noch mehr eigenes Selbstbewusstsein entwickeln.
• Mädchen und Frauen sollten untereinander solidarisch sein, sich gegenseitig unterstützen, indem sie sich zum Beispiel wichtige Informationen und Tipps über Berufe mitteilen.
• Männer und Frauen sollen sich gegenseitig wertschätzen und respektieren.
• Genauso wichtig ist die Solidarität mit den Schwächeren, egal, ob gegenüber Männern oder Frauen.

Workshop in den 10. Klassen
Workshop in den 10. Klassen
Workshop in den 10. Klassen

Als Ergebnis wurde festgehalten, dass die Gleichberechtigung ein Schlüssel für den gesellschaftlichen Frieden in Europa ist. Sie setzt voraus, dass Männer und Frauen gemäß ihrer Menschenwürde partnerschaftlich miteinander umgehen und sich gegenseitig unterstützen. Ausbeutung, Diskriminierung, Vorurteile oder gar Gewalt darf es im freien Europa nicht geben, weder gegen Frauen, noch gegen Männer. Gleichberechtigung ist dazu auch ein Schlüssel für den Wohlstand, da die Beteiligung der Frauen an der Wertschöpfungskette die Wirtschaft nachhaltig fördern kann.

Im Workshop „Die Rechte der Frau an Beispielen des 20. und 21. Jahrhunderts“ bei Herrn Sammüller und Herrn Geisler wurden u. a. die Entwicklung der Gleichstellung in der BRD betrachtet: In den ersten Jahrzehnten der Bundesrepublik musste demnach die Frau noch eine Erlaubnis von ihrem Ehemann erhalten, wenn sie arbeiten wollte oder auch den Führerschein machen wollte. Auch konnte der Mann über das Vermögen der Frau verfügen und zum Beispiel ihr Haus verkaufen.
Innerhalb der letzten Jahrzehnte habe sich vieles geändert: Die Freiheit der Berufswahl und der Zugang zur Bildung seien für junge Frauen heute selbstverständlich. Ebenso ihre Eigenständigkeit in der Regelung ihrer Besitzverhältnisse. Ein großer gesellschaftlicher Fortschritt sei, dass Männer in den jungen Familien stärker an der Erziehung der Kinder mitwirken können. Die sog. „Elternzeit“ wird von den jungen Männern mehr und mehr angenommen- ein Vorteil auch für die Kinder, die dann mehr mit ihrem Vater unternehmen können.
Der Staat solle, so die Schüler, mehr finanzielle Mittel für Frauen bereithalten, die aufgrund der Kindererziehung keiner beruflichen Tätigkeit nachgehen können. Auch die Rentnerinnen, die Kinder geboren und erzogen haben, verdienten, mehr berücksichtigt zu werden. Schließlich leisten sie über ihre Kinder einen unerlässlichen Beitrag für die nächste Generation.

Für das 21. Jahrhundert hatten die Schülerinnen und Schüler die Vision, dass bei gesellschaftlichen Entwicklungen nicht mehr so sehr zwischen Frauen und Männern unterschieden wird, sondern allgemein von „Menschen“ ausgegangen wird. Sie wollen das heutige Denken, das von ihren Eltern überkommen ist, weiter entwickeln und Denkweisen, die die Rolle von Männer oder Frauen herabstufen, überwinden. Nicht dass Männer und Frauen gegeneinander handeln oder übereinander bestimmen, sondern miteinander leben – oder besser gesagt: füreinander eintreten mit allen Rechten und Pflichten – das sei das Ziel.

03. Mai: Zur Verantwortung Deutschlands für Europa und die Welt

Am 03. Mai hielt Herr Dr. Reinhard Brandl MdB den Vortrag: „Deutsche Sicherheitspolitik und die Rolle der Bundeswehr – Unsere Verantwortung in der Welt“ vor den Klassen 10c und 10f im Großen Musiksaal. Auf der Grundlage seiner Ausführungen moderierte Herr Schug eine Diskussion, bei der Dr. Brandl auf Schülerfragen einging.

Dr. Brandl bei seinem Vortrag
Diskussion mit den Schülerinnen und Schülern

Deutschland, so der Referent, sei in einer komplexer werdenden Welt immer mehr gefordert, Verantwortung für die Sicherheit zu übernehmen, wobei vor allem die Faktoren Klimawandel, Globalisierung und Digitalisierung stetig weitere Herausforderungen mit sich bringen. So stelle zum Beispiel in Afrika der Zugang zu Oasen und Wasser ein Konfliktpotential dar. Infolge der Globalisierung betreffen Probleme anderer Länder auch Deutschland in verstärktem Maße. Als Beispiel für die digitale Entwicklung erwähnte er Indien, wo in einigen Jahren im Vergleich zu heute eine Milliarde mehr Menschen einen Internetzugang haben werden.

Die Flucht von Millionen Menschen auf der Erde erfordere das Engagement vieler Staaten, um humanitäre Hilfe zu leisten, die Verhältnisse in Ankunftsländern ebenso wie in Ausgangsländern zu stabilisieren und Fluchtursachen einzudämmen. Die Ursachen für Flucht seien u. a. Kriege, Armut und Hunger sowie Klimakatastrophen. Dr. Brandl erläuterte einen Teufelskreis, wie gewaltsame Konflikte in Krisenregionen entstehen können. Vor allem, wenn staatliche Institutionen versagen oder organisierte Kriminalität zunehme, könne letztlich sogar ein Staatszerfall mit schrecklichen Folgen, wie Piraterie oder Terrorismus, drohen. Die deutsche Sicherheitspolitik greife mit wichtigen Instrumenten, darunter v. a. Diplomatie und humanitäre Hilfe, ein.

Eine besondere Bedrohung stelle der Islamische Staat dar, dessen Ziel es sei, seine Herrschaft in einem zusammenhängenden Staatsgebiet zu errichten. Über Kommunikationsmedien stifte er Menschen aus der ganzen Welt zur Gewalt an.
Länder, wo der sog. IS Anschläge verübe, seien zum Beispiel Belgien, Frankreich, Libyen, Ägypten und der Jemen. Der IS verfüge über ca. 36000 sog. „Foreign Fighters“ aus über 120 Ländern, davor 4000 aus Europa.

Bei der Diskussion erfuhren die Schülerinnen und Schüler, dass Deutschland viel Geld für Krisenländer bereitstelle, um Fluchtursachen zu mindern. Die Schüler diskutierten, welche Hilfsprojekte langfristig mehr Erfolg für die nächste Generation ergeben können. An erster Stelle stehe dabei ihrer Meinung nach die Bildung.
Herr Dr. Brandl ermutigte die Jugendlichen, als Bürgerinnen und Bürger aktiv an der Integration mitzuwirken und dabei die europäischen Werte zu vermitteln. Er sagte sinngemäß: Wenn Flüchtlinge merken, dass sie als Menschen wahrgenommen und angenommen werden, haben sie auch Interesse, sich gut in unsere Gesellschaft einzugliedern. Als Problem nannte er auch, dass sich die europäischen Länder nur schwer einigen könnten, wie die Flüchtlinge verteilt werden. Doch es gebe Fortschritte in dieser Frage. So haben im April 2016 beim neuen Verteilungsschlüssel von 72000 Menschen bis auf Ungarn und Slowenien alle Partner zugestimmt.

Zum Anwachsen populistischer Parteien in Europa wurde bei der Diskussion u. a. das Erstarken der AfD angesprochen. Um der spaltenden Kraft des Populismus überlegen zu sein, müssen wir Europäer unsere europäischen Werte, vor allem Freiheit, Toleranz und Menschenrechte immer neu erklären und durchsetzen. Nur ein einiges Europa, das der Welt seine Vision von Frieden und Gerechtigkeit konsequent mitteilt, so lautet unser Fazit vom Europatag, kann auf Dauer alle Stürme dieser Zeit bestehen.

M. Kürzinger StDin

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