Vergissmeinnicht

Schulleiter eröffnet Ausstellung am Apian-Gymnasium

„Eine Ausstellung von Schülern für Schüler“ sei eine echte Besonderheit von VERGISSMEINNICHT, sagte OStD Stockmeier bei seinem Grußwort zur Eröffnung der Ausstellung, die von Mitte bis Ende März 2019 am Apian-Gymnasium zu sehen ist. Auf 24 Tafeln werden Biographien von 22 jüdischen Kindern aufgezeigt, von denen die meisten in Konzentrations- und Vernichtungslagern durch das NS-Regime ermordet wurden. Die Ausstellungstafeln kommen aus dem Unterfränkischen Friedrich-Rückert-Gymnasium Ebern. Sie wurden 2015/16 von Schülerinnen und Schülern eines P-Seminars und ihrem Lehrer Daniel Heß nach ausführlichen Archivrecherchen erarbeitet.

Den rund 40 anwesenden Schülerinnen und Schüler der 9. Jahrgangsstufe gab Herr Stockmeier zu bedenken, dass reine Zahlen über die Geschichte nicht alles aussagen können. Vielmehr sei es gut, wenn das einzelne Schicksal durch Bilder und Namen ein Gesicht bekommt.

Zum Beispiel Leni Eckmann, geboren 1930 in Lendershausen. Ihre Biographie stellten nach der Begrüßung die Neuntklässerinnen Isabella und Lena vor: Das kleine Mädchen erfuhr bei ihrer Einschulung den Rassismus mit voller Wucht. Sie wurde von Lehrern benachteiligt; die Diskriminierung gipfelte in dem Satz: „Solche wie dich brauchen wir hier nicht!“, mit dem ihr Lehrer sie von der Schule ausschloss. Das Foto zeigt ein etwa sechsjähriges zartes Mädchen mit Zöpfen und einer Schultüte.

Frau Pfarrerin Ulrike Schlee und StDin Manuela Kürzinger (ev. und kath. Religionslehre) luden bei der Eröffnung die Jugendlichen ein, nachzudenken, was ein Kind mitmachte, wenn es womöglich auch von Klassenkameraden geschnitten wurde, von der Schule ausgeschlossen wurde, oder, wenn es erlebte, wie Emil Katz, geboren 1927, dass der eigene Vater beim Reichspogrom am 9. November 1938 mit weiteren Nachbarn von der Polizei oder der Gestapo ins Gefängnis gebracht wurde. Ab 1942 wurden ganze Familien systematisch deportiert. So bei Martha Neuberger, geboren 1930 in Bamberg. Sie, ihr Bruder und ihre Eltern wurden dort 1942/43 ermordet.

Wie bei allen bisherigen Besuchen der Ausstellung VERGISSMEINNICHT mit Schulklassen, so überwog auch in dieser Stunde Stille. Es gibt ein spürbares Nachsinnen aller Altersgruppen, die die Ausstellung besuchen, angefangen von der 6. bis zur 12. Jahrgangsstufe, stellte Frau Kürzinger als begleitende Lehrkraft fest. Und wenn damalige Kinder noch gehört werden, wie aus dem Tagebuch der Anne Frank, erhalten ihre Schicksale neben Gesichtern auch eine Stimme. Ein wichtiger Aspekt könne dabei nicht überhört werden: Einige der wenigen jüdischen Kinder, die Auschwitz überlebten, machten sich später als Zeitzeugen um die Versöhnung der Völker verdient.

Allen Lehrerinnen und Lehrern, die mit ihren Schülern die Ausstellung betrachten, liegt daran, im Zusammenhang mit VERGISSMEINNICHT eine Erinnerungskultur an der Schule zu fördern, gerade jetzt, wo die überlebenden Zeitzeugen schon ins hohe Alter gekommen sind.

Die Ausstellung VERGISSMEINNICHT ist noch bis zum 29. März 2019  in der Stadtteilbücherei, Maximilianstraße 25 in Ingolstadt zu sehen.

Öffnungszeiten: Mo-Do: 10.00 Uhr – 17.00 Uhr und Fr: 10.00 Uhr – 14.00 Uhr

Manuela Kürzinger StDin

Diese Webseite verwendet Cookies. Durch die Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Datenschutzinformationen