Studienfahrt nach London 2019

Kompetenzerwerb Volume II

Mehr als 1000 km und über 16 Stunden im Bus (angeblich klimaneutral): Lassen sich diese Zahlen mit einer Generation, die Freitag nicht zur Schule geht, um für das Klima zu streiken, vereinbaren? Lernen die Schülerinnen und Schüler auf einer Studienfahrt wirklich so viel, dass dieser Aufwand an Ressourcen gerechtfertigt ist? In der Tat kann man über das Konzept der Studienfahrten in der heutigen Zeit unter verschiedenen Gesichtspunkten diskutieren. Tatsächlich lernen die Schülerinnen und Schüler aber auch so viele Dinge in unterschiedlichen Bereichen, die es wert sind.
Über einige der Punkte habe ich bereits letztes Jahr geschrieben (London 2018), so dass ich mich an dieser Stelle nicht wiederholen möchte. Deswegen folgt nun eine weitere Auswahl:

Aus Wenig das Beste machen
Dass Jugendherbergen in den meisten Fällen keine Luxusherbergen sind, ist den meisten bekannt. Unsere Schülerinnen und Schüler kann dies aber nicht schrecken, da sie mit mitgebrachten Dingen und einer Menge Erfindergeist ihre Zimmer in kleine Zuhause verwandelten: eigene Kuschelbettdecken, Wäscheleinen, Wasserkocher… Und auch das Frühstück wurde aufgewertet: Es gab Überlegungen zu Smileys auf dem Toast, Bohnen wurden dazugekauft und Eier gekocht, um einem Full English Breakfast nahezukommen. Abends wurde mit viel Charme und ein wenig Bestechung der Hostelmitarbeiter dazu gebracht, Kuchen aufzubacken, der anschließend voller Begeisterung verzehrt wurde.

Gelernt ist gelernt – das Wichtigste ist: Ruhe bewahren!
Jedes Jahr zwei Feueralarme haben bei unseren Q12 Schülerinnen und Schülern Spuren hinterlassen. Selbst um vier Uhr nachts standen sie nach nur wenigen Bedenksekunden („mein Wecker ist heute aber laut, hoffentlich wachen die anderen nicht auf“) ohne zu zögern im Gang und waren abmarschbereit. Unser Sicherheitsbeauftragter wäre stolz gewesen! Nachdem aber außer uns keiner die Zimmer verließ, der Alarm ausging, die Hostelmitarbeiterin im Schneckentempo durch den Gang schlurfte, irgendeine Zimmernummer vor sich hinmurmelnd, gingen auch wir wieder ins Bett.

Freundlichkeit siegt
Sehr beeindruckend ist immer wieder die ausgesuchte Höflichkeit und Freundlichkeit der meisten Londoner. Wenn Sie also das nächste Mal unaufgefordert von einem Jugendlichen darüber informiert werden, dass der Tisch gleich frei wird, und ob Sie sich dann vielleicht setzen wollen, dann könnte es sein, dass Sie einen Londonfahrer vor sich haben.

Den Augenblick zu schätzen wissen / Das Gute in den Dingen sehen
Manchmal passieren die schönsten Dinge, ohne dass man sie geplant hat oder gerade entgegen der Planung: Wenn beispielsweise das Themseboot direkt vor der Nase abfährt, das nächste Boot kaputt ist und man so 1 ½ Stunden warten muss, hört es sich erst mal nicht nach einer gelungenen Veranstaltung an.
Wenn dann aber die Sonne scheint, die Kindheitserinnerungen ausgepackt und verglichen werden, alte Lieblingslieder geschmettert werden, Kaffeespezialitäten durch die (zugegebenermaßen etwas wütende) Warteschlange geschummelt werden (obwohl nicht ordentliches „queuing“ ja schon fast bestraft werden müsste), um dann die besten Plätze auf dem Schiff zu ergattern, wo wir dann bei strahlendem Sonnenschein eine Themserundfahrt mit Öffnung der Tower Bridge direkt vor uns zu sehen bekamen, klingt das nach einem fast perfekten Nachmittag, welcher für manche Schülerinnen und Schüler noch mit einer Gondelfahrt über die Themse bei Sonnenuntergang endete.
Für die anderen setzte eine Tanzeinlage mit wildfremden Menschen auf einem der belebtesten Plätze Londons den gelungenen Schlusspunkt dieses Tages.

Sprachkompetenz
Nach sieben Jahren Englischunterricht war eigentlich klar, dass die Sprache für niemand ein Problem sein sollte. Wenn jedoch die Zimmermädchen kein Englisch sprechen, ist Improvisation gefragt. Ein Erlebnis der anderen Art ist es, in China-Town Essen zu bestellen, da dann zum einen meist die passenden Vokabeln fehlen und zum anderen die Bilder auf den Speisekarten nicht immer aussagekräftig sind.
Mein Schulfranzösisch war auch wie weggeblasen, als mir der belgische Parkplatzwächter um halb vier nachts mit der Taschenlampe ins Gesicht leuchtete und stoisch erklärte, dass ich sofort umparken solle. Wie hieß nochmal „Ich bin nicht die Busfahrerin und wir fahren aber gleich weiter.“ auf Französisch? Wie gut, dass unsere Schülerinnen und Schüler das besser konnten.

Unterwegs in der Gruppe/ Kein Mensch ist eine Insel

Mit so vielen Menschen gemeinsam unterwegs zu sein, birgt gewisse Herausforderungen. Alle müssen mit oder ohne funktionierende Karte durch die Kontrollen, da muss gewartet werden. Bedürfnissen Einzelner muss entsprochen werden, weite Strecken müssen zu Fuß zurück gelegt werden, Referate müssen amüsant und in hoher Lautstärke gehalten werden… all das gelang unserer Gruppe mit Bravour und eigentlich immer guter Laune. Respekt!

Anbei noch unsere schönsten Fotos an einigen der vielen Sehenswürdigkeiten, die wir neben all dem Kompetenzerwerb natürlich auch besucht haben. London ist auf jeden Fall eine Reise wert!

Katrin Kaempf, StRin

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