Aus der Geschichte lernen...

Exkursion der 9. Klassen zur Gedenkstätte KZ Dachau

Aus der Geschichte lernen, um nicht verdammt zu sein, sie wiederholen zu müssen

Ein eiskalter Wind peitscht uns um die Ohren und lässt uns zittern. Wir stehen auf dem sogenannten Appellplatz des ehemaligen Konzentrationslagers Dachau, der etwa die Größe von vier Fußballfeldern umfasst. Trotz unserer modernen Funktionskleidung frieren wir bitterlich. Aber wie haben es die damaligen Gefangenen überhaupt ausgehalten, wenn sie in ihrer zerschlissenen und dünnen Häftlingskleidung hier stundenlang der Kälte oder Hitze ausgeliefert waren und sadistische Bestrafungen ertragen mussten. Wir können uns das Leid dieser Häftlinge nur schwer vorstellen, es ist unfassbar für uns, aber gerade deshalb ist es notwendig, an dieses Grauen in der deutschen Geschichte zu erinnern. Nur wenn wir diese schmerzliche Erinnerung am Leben erhalten, gelingt es uns, unsere Lehren daraus zu ziehen und schließlich dafür zu sorgen, dass sich diese Geschichte nie wieder in Deutschland wiederholt. In einer Zeit wie der unseren, in der Rechtspopulismus, Antisemitismus, Rassismus und Diskriminierung wieder auf dem Vormarsch zu sein scheinen, brauchen wir das lebendige Erinnern, um mit Humanismus, Toleranz, Solidarität und Zivilcourage die Werte unserer Demokratie zu verteidigen.

Exkursion der 9. Klassen zur Gedenkstätte KZ Dachau
Exkursion der 9. Klassen zur Gedenkstätte KZ Dachau
Exkursion der 9. Klassen zur Gedenkstätte KZ Dachau

Für uns Schülerinnen und Schüler aus der neunten Klasse ist der Besuch der Gedenkstätte des Konzentrationslagers Dachau ein einschneidendes Erlebnis. Wir haben zwar im Geschichtsunterricht schon die Greul des Nazi-Regimes eingehend besprochen, aber es ist eine noch viel eindringlichere Erfahrung, unmittelbar am Ort des Schreckens über die Schicksale der Inhaftierten aufgeklärt zu werden und deren menschenunwürdiges Lagerleben vor Ort mit allen Sinnen zu erfahren.

Bereits unmittelbar nach der „Machtergreifung“ Hitlers entstand das Konzentrationslager Dachau im März 1933 und sollte den Nazis als Mustervorlage für weitere Lager dieser Art dienen. So erführen auch die sadistischsten Aufseher, die später z. B. in den KZs Auschwitz oder Birkenau ihr Unwesen trieben, in Dachau ihre „Ausbildung“. Von den ca. 200 000 Häftlingen allein in Dachau überlebten ca. 41 500 die Strapazen im Konzentrationslager nicht.
Als wir eine der engen und windigen Baracken besichtigten, die für jeweils 300 Häftlinge konzipiert waren, konnten wir uns nicht vorstellen, wie bis zu 2000 Gefangene hier Platz finden sollten. Es muss eine ungeheure Enge geherrscht haben, mehrere Häftlinge mussten sich eine der viel zu kurzen Holzpritschen teilen. Privatsphäre oder einfach mal die Füße ausstrecken waren nicht denkbar. Zudem drohten drakonische Strafen für noch so kleine „Vergehen“. Schläge und auch Folter durch die KZ-Aufseher war für die Gefangenen an der Tagesordnung. Das KZ Dachau gehörte zu den sogenannten „Arbeitslagern“, in denen die Insassen schuften mussten, teils auch bis zum Tod. Wer diese Strapazen überlebte, dem drohte jederzeit die Deportation in ein „Vernichtungslager“ wie z. B. Auschwitz, in dem der sichere Tod auf die Ankömmlinge wartete.
Trotz härtester Arbeit bis zum Umfallen war die Versorgung der Inhaftierten sehr schlecht. Zahlreiche Menschen verhungerten qualvoll oder starben wegen der fehlenden medizinischen Versorgung an Krankheiten, die leicht zu versorgen gewesen wären. War ein Gefangener aus Erschöpfung, Hunger oder Krankheit arbeitsunfähig, so wurde er „zur Abschreckung“ der anderen Gefangenen gefoltert und ermordet.

Exkursion der 9. Klassen zur Gedenkstätte KZ Dachau

Die zahlreichen Einzelschicksale der inhaftierten Menschen, die in der Ausstellung auf dem Gelände der Gedenkstätte gezeigt werden, lassen uns bewusst werden, wie schnell man in einem derartigen Lager landen konnte. Die kleinste Kritik am Nazi-Regime oder auch nur die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe konnte genügen, um inhaftiert zu werden. So wurden neben Juden auch viele andere Menschen interniert und ermordet, wie z. B. Sozialisten, Pfarrer, Systemkritiker, Sinti und Roma, Homosexuelle, Zeugen Jehovas, (geistig) Behinderte und angebliche „Asoziale“. Dabei machten die gnadenlosen Nazis auch vor Kindern und Jugendlichen nicht halt.
Beim Besuch der Gedenkstätte KZ Dachau wurde uns vor Augen geführt, wie wichtig es auch in unserer Zeit ist, nicht auf die Parolen von Rechtspopulisten und „Aufhetzern“ hereinzufallen. Auch wenn der Blick auf dieses Kapitel der deutschen Geschichte schmerzlich ist, können wir Wertvolles aus der Geschichte lernen: Nur wenn wir die humanistischen Werte unserer Demokratie aktiv verteidigen, kann uns ein inhumanes Regime wie zu Zeiten des Nationalsozialismus erspart bleiben.
„Wegschauen gilt nicht!“ Dieser Spruch gilt sowohl für den lehrreichen Blick auf die Geschichte, als auch auf den wachsamen Blick auf unser politisches und gesellschaftliches Tagesgeschehen, sei es in der „großen“ Politik oder im „kleinen“ Alltag eines Jeden von uns.

Klasse 9c mit Michael Sammüller

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