Die Q11 macht blau

Küpenfärbung mit Indigo

Im ersten Halbjahr des Chemie-Unterrichts in der Q11 standen die „Farbstoffe“ auf dem Lehrplan. Für die Schülerinnen und Schüler bedeutete das, die physikalischen und chemischen Grundlagen der Farbigkeit sowie Reaktionsmechanismen in der Theorie zu „büffeln“.
Als letzter Teil des Farbstoff-Kapitels wurde die Küpenfärbung am Beispiel des Indigos, dem „König der Farbstoffe“ behandelt.

Nachdem in diesem Schuljahr das praktische Arbeiten im Fach Chemie aufgrund des Lockdowns viel zu kurz gekommen war und die Schülerinnen und Schüler viele Experimente nur über die Videokonferenz sehen konnten, wurde es nun im Juli langsam Zeit die Praxis nachzuholen.
Mit Hilfe der Küpenfärbung sollten weiße T-Shirts aus Baumwolle mit Indigo blau eingefärbt werden.
Um interessante Muster zu erzeugen, wurden die Shirts vorher von den Schülerinnen und Schülern mit Gummis und Schnüren abgebunden. An den Stellen kann später kein Farbstoff an die Textilfasern kommen und der entsprechende Bereich bleibt weiß. Durch diese Batik-Technik werden einzigartige Muster erzeugt und jedes T-Shirt ist am Ende ein absolutes Unikat.

Um die „Sauerei“ möglichst gering zu halten (Indigo färbt extrem!) wurden vier Gruppen mit jeweils einem Färbeeimer gebildet und die Stunde in den Pausenhof verlegt. Dort wurde die Küpe angerührt und die abgebundenen T-Shirts eingelegt. Das Erstaunen war groß als sich die durch die Küpe schmutzig-grün gefärbten Pakete innerhalb kurzer Zeit an der Luft tiefblau färbten.

Nach zwei Färbe-Durchgängen kam der große Moment: Die T-Shirts konnten aufgefaltet werden und das Muster wurde sichtbar. Wie auf den Beispielbildern zu erkennen ist, entstanden wirklich einmalige Kunstwerke!
Die Schülerinnen und Schüler konnten nach einer guten Stunde (und dem bereitwilligen Opfern eines Teils der Mittagspause) insgesamt 25 gefärbte T-Shirts mit nach Hause nehmen.

Chemische Grundlagen:
Indigo ist ein wasserunlöslicher tiefblauer Farbstoff, der früher aus Pflanzen und heute synthetisch hergestellt wird. Um den Farbstoff auf eine Baumwollfaser aufziehen zu können, muss das Indigo mit Hilfe des Salzes Natriumdithionit zum wasserlöslichen, gelb-gefärbten Leuko-Indigo reduziert werden. Die so entstehende gelb-grüne Lösung wird Küpe genannt und die zu färbenden Kleidungstücke werden darin eingelegt. Nach dem Einziehen des Leuko-Indigos holt man die zunächst noch gelb-grün gefärbten Kleidungsstücke aus der Küpe heraus und lässt das Leuko-Indigo mit Hilfe des Sauerstoffs der Luft oxidieren. Dabei bildet sich langsam das tiefblaue Indigo zurück, das jetzt fest mit der Baumwollfaser verbunden ist. Die Wartezeit der früheren Textilfärber hat sich im deutschen Sprachgebrauch als „blau machen“ manifestiert.

Ich bedanke mich bei Josephine Frey (Q11) für das Anfertigen der schönen Bilder!

Markus Zeller, StD

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