Schülerakademie: Eine Chance für Begabte

Schülerakademiker präsentieren ihre Projekte in Dachau

Erinnerungskultur

Die Schülerakademie ist eine echte Chance für Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums, die in besonders anspruchsvolle Gebiete aus Natur – und Geisteswissenschaft vordringen wollen. Am Apian-Gymnasium standen in diesem Schuljahr die Fachgebiete Geschichte und Philosophie zu Auswahl.

Was am 23.6. an einer der Präsentations-Stellwände der Schülerakademie im Josef-Effner-Gymnasium befestigt wurde, hatte in vielerlei Hinsicht ein großes Gewicht. Zumal Arbeitsergebnisse aus mehreren Ingolstädter Gymnasien und mehreren Jahren gezeigt wurden, aus aufwendigen und mit Herzblut geführten Projekten, die mit lebendigen Aktivitäten und Diskussionen das eine Ziel verfolgten: zur Erinnerungskultur beizutragen.

Die Arbeit der Schülerakademie 2021/22 zum Thema „Die Zeiten ändern sich - Die Erinnerung bleibt. Erinnerungskultur an drei Ingolstädter Gymnasien in Ingolstadt“, den 15 Schülerinnen und Schüler des Apian-, Reuchlin- und Katharinen-Gymnasiums besuchten, wurde dort dem Plenum aller Gruppen der diesjährigen Schülerakademie vor zahlreichen Gymnasiasten und Lehrkräften aus Oberbayern West vorgestellt.

Zur Präsentation begrüßte Benjamin Nold, Koordinator der Schülerakademie, Ingolstädter Gruppe mit dem Zitat von Roman Herzog: „Die Erinnerung darf nicht enden; sie muss auch künftige Generationen zur Wachsamkeit mahnen. Es ist deshalb wichtig, nun eine Form des Erinnerns zu finden, die in die Zukunft wirkt.“
Genau diesen Aspekt hatte der Kurs berücksichtigt, indem er verschiedene Formen des Erinnerns, wie zum Beispiel Interviews, digitale Medien, künstlerische Arbeiten oder schulische Aktionen einbezog.

Erinnerungskultur

Als wichtiges Symbol für Erinnerungskultur zeigte die Schülerin Lauren Auf dem Berge ein Band. Dieses verkörpere sowohl die Verbindung der drei Gymnasien, als auch „unsere Verbindung zu den Menschen, an die wir erinnern“. Diese sind jüdische Frauen und Männer, die bereits als Kinder und Jugendliche unschuldige Opfer des Nationalsozialismus wurden. Das an den Endet zusammengeknotete Band sei „ein unendliches Zeichen dafür, dass wir sie niemals vergessen werden“.


Die leitenden Lehrkräfte des Kurses, Manuela Kürzinger vom Apian-Gymnasium, Markus Schirmer vom Reuchlin-Gymnasium und Sebastian Adam vom Katharinen-Gymnasium sorgten dafür, dass über Jüdinnen und Juden, die Opfer des Nationalsozialismus waren, nach genauen Daten und Fakten berichtet wurde. Ob beim Rundgang in der Ingolstädter Altstadt zu ehemaligen Wohnhäusern jüdischer Familien, bei Recherchen zu Überlebenden des Holocaust, bei Interviews mit Fachleuten oder in modernen Darstellungen zum Tagebuch eines jüdischen Jungen, der 1942 ermordet wurde, stets wurden Arbeitsschritte, Fragen und Ergebnisse gewissenhaft überlegt und ausgewertet.

Das Anliegen, an eine Generation von Menschen zu erinnern, welcher die Chance auf ein Leben in Frieden und Freiheit in mörderischer Weise von den Nationalsozialisten geraubt wurde, gab der Gruppe Zusammenhalt. Bei all dem Schrecken über die Abgründe – die Tatsache, dass die Schülerinnen und Schüler ebenso Beispiele für den Sieg der Güte und Liebe über Hass und Gewalt sahen, gab ihnen auch Hoffnung. Besonders der Einsatz von Männern und Frauen, die Konzentrations- und Vernichtungslager überlebten und nach 1945 bis in unsere Tage als Zeitzeugen dienten, wurde als unüberschätzbares Vorbild und Gut erkannt.

Die Frage, wie sich traumatische Erfahrungen auf die nächsten Generationen auswirkten, erläuterten Annabelle Koulo und Clara Ziechnaus (Jahrgangsstufe 9). Sie berichteten von ihrem Interview mit einem Psychotherapeuten, Dr. Holzer. Er hatte erklärt, dass mit den Erinnerungen auch wieder Gefühlszustände von damals auftreten konnten. Ein häufiges Phänomen, das in der Psychotherapie deutlich wird, ist die Überlebensschuld. Dieses Gefühl entstand, weil man selbst überlebte, während andere Leidensgenossen tagtäglich in den Lagern starben.

Erinnerungskultur
Erinnerungskultur

Ein weiterer Kurs mit dem Titel „Was ist … Philosophie?“ wurde von Frau Woidich und ihren Schülern vor dem Publikum am Josef-Effner-Gymnasium präsentiert. Der Kurs war als eine Einführung in das Fach „Philosophie“ angelegt, das – im Unterschied zu anderen Bundesländern und Ländern – in Bayern kein eigenständiges reguläres Unterrichtsfach darstellt. Die inhaltliche Schwerpunktsetzung orientierte sich an den Interessen der Teilnehmenden.

Zunächst in Präsenz, dann – coronabedingt – verstärkt in Videokonferenzen und über Mebis verschafften sich die Schüler einen Überblick über die viel-fältigen Themenbereiche und Grundfragen der Philosophie, etwa im Bereich der Erkenntnistheorie, Anthropologie, der Metaphysik und auch der Ethik. Nach und nach gewannen sie Einblicke in die Geschichte der Philosophie, von ihren Anfängen in der Antike, also von den Vorsokratikern hin zu Platon und Aristoteles, über die mittelalterliche Philosophie bis in die Neuzeit, etwa zu René Descartes.

Regelmäßig fanden im Kurs auch Diskussionen und ein freier Meinungsaustausch zu ausgewählten philosophischen Fragestellungen statt, die immer wieder auf die nach Immanuel Kant letztlich zentrale Frage der Philosophie – Was ist der Mensch? – zurückführten: Ist der Mensch nur ein höher entwickeltes Tier? Wer oder was hat alles eine Seele? Wie ist das Verhältnis von Geist und Körper? Wer oder was denkt eigentlich in uns? Ist vielleicht nicht doch nur alles Materie? Wie frei sind wir? Was können wir wirklich „wissen“? Oder ist letztlich doch alles relativ, bloße Meinung?

Bericht/ Fotos:
Sebastian Adam, Katharinen-Gymnasium
Manuela Kürzinger, Apian-Gymnasium
Markus Schirmer, Reuchlin-Gymnasium
Stefanie Woidich, Apian-Gymnasium

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