Hilfe durch eine "insofern erfahrene Fachkraft"

Studienreferendare" des Seminars 2011/2013 erhalten Infos über "Wirbelwind" und die "Erziehungs- und Familienberatung" in Ingolstadt

Seit dem 1. Januar 2012 gilt die Neufassung des Bundeskinderschutzgesetzes. Neben der Kooperation und Information im Kinderschutz geht es besonders auch um die Neufassung des §8 im SGB VIII. Zur Einschätzung der Kindeswohlgefährdung muss nach dem Gesetz eine "insofern erfahrene Fachkraft" beratend hinzugezogen werden.
Das heißt u.a., dass auch Lehrkräfte, wenn sie einen Verdacht auf die Gefährdung von Kindern und Jugendlichen haben, z. B. im Zusammenhang mit sexualisierter Gewalt, einen Beratungsanspruch bei einer entsprechenden Fachkraft haben.

Frau Kufner, Dipl. Psychologin von "Wirbelwind Ingolstadt e. V.", einer "Fachberatungsstelle bei sexualisierter Gewalt", ist eine solche "insofern erfahrene Fachkraft" im Sinne des Gesetzes, und sie gibt in einer Infoveranstaltung für das Studienseminar 2011/2013 entsprechende Hinweise und Hilfen für die angehenden Gymnasiallehrer.

Studienreferendare erhalten Infos über "Wirbelwind"

"Wirbelwind"" arbeitet seit nunmehr 20 Jahren in Ingolstadt und in der Region, um Opfern von "sexualisierter Gewalt" beizustehen und sie zu betreuen. Der aktuelle Jahresbericht dokumentiert diese Arbeit auch im Zusammenhang mit der 20-Jahr-Feier am 16. November 2012 im Festsaal des Stadttheaters Ingolstadt.

Frau Kufner verweist zunächst darauf, dass durch die Neugestaltung der gesetzlichen Grundlagen jede Lehrkraft heute notwendigerweise wenigstens minimales Wissen über diese Zusammenhänge haben muss, denn Kinder und Jugendliche haben nun einen Rechtsanspruch auf Beratung, und wenn die Lehrkraft entsprechende Infos erhalten sollte, kann sie sich nicht so einfach aus der Affäre ziehen.
Deshalb verweist Frau Petra Kufner auf den Dreischritt "Klar positionieren", "Sensibel erkennen" und "Professionell handeln", wie es auch im 2012 neu gestalteten "Leitfaden für Fachkräfte zum Umgang mit sexualisierter Gewalt in der pädagogischen Arbeit" heißt. Diese Broschüre haben im November 2012 auch alle Lehrkräfte am Apian-Gymnasium erhalten.

Studienreferendare erhalten Infos über „Wirbelwind“

Im engagierten Gespräch mit den Studienreferendaren geht es deshalb auch darum zu lernen, dass die Basis dieser Arbeit in der sensiblen Selbstwahrnehmung eigener Rollenbilder und Wahrnehmungsmuster liegt, die es zu reflektieren gilt, so dass man anschließend entsprechend professionell handeln kann. Da es bei sexualisierter Gewalt immer um Machtausübung geht, hat Präventionsarbeit damit zu tun, den Umgang mit Macht sensibel wahrzunehmen. Respektvoller Umgang mit Grenzen, grenzüberschreitendes Verhalten wahrnehmen und an Veränderungen mitarbeiten, das ist eigentlich pädagogische Basisarbeit, und das wird den jungen Kolleginnen und Kollegen in Diskussion und Gespräch bewusst. Vertieft wird diese Arbeit in der Besprechung von kurzen Fallgeschichten, die schnell "aus dem Bauch heraus" in eine Ampelskala zwischen grün - gelb - rot eingeordnet werden sollen.

In der "Erziehungs- und Familienberatung Ingolstadt" erhalten die Studienreferendare durch Herrn Diplom- Sozialpädagogen Bernhard Schaffer einen Einblick in die Arbeit dieser Beratungsstelle. Herr Schaffer ist Teil eines multidisziplinären Arbeitsteams, zu dem auch Psychologen gehören. Die Einrichtung ist eine Jugendhilfeeinrichtung in ökumenischer Trägerschaft (Caritas und Diakonie) und erfüllt mit ihrer Arbeit einen Auftrag des "Kinder- und Jugendhilfegesetzes", der ihr von der Stadt Ingolstadt und dem Landkreis Eichstätt übertragen wurde.

Studienreferendare informieren sich über die "Erziehungs- und Familienberatung"

Herr Schaffer verweist darauf, dass die Arbeit immer wieder mit psychologischer Diagnostik, aber auch mit Beratung/ Therapie und der Behandlung von Teilleistungsstörungen, z.B. bei Legasthenie, zu tun hat. In sozialer Gruppenarbeit geht es auch um Hilfe für Kinder aus geschiedenen Beziehungen, aber auch um die Kinder von psychisch kranken Eltern. Wichtig sind auch Gruppen zur Förderung der sozialen Kompetenz, wo bei Entwicklungsschwierigkeiten oder Verhaltensproblemen geholfen werden soll. Auch das Thema "Schulangst" wird zunächst diagnostisch, dann aber auch therapeutisch angegangen.
In einem Rundgang durch die verschiedenen Räume der Einrichtung kann die Arbeitsweise noch einmal "vor Ort" dargestellt und besprochen werden.

Studienreferendare informieren sich über die "Erziehungs- und Familienberatung"

Beide Veranstaltungen, mit "Wirbelwind" und in der "Beratungsstelle", sollen helfen, die allgemeine Ausbildung der Studienreferendare in Pädagogik und in Psychologie zu ergänzen. Hier werden externe Hilfen für die pädagogische Arbeit bekannt, und nicht zuletzt entstehen wichtige Impulse, an der eigenen Lehrerrolle und am pädagogischen Selbstbild reflektierend zu arbeiten. Je höher die Kompetenz im Selbstmanagement als Lehrer ausgebildet ist, umso besser ist auch der Schutz vor Überforderung, wie empirische Studien belegen. Beide Veranstaltungen können damit auch als ein präventiver Beitrag zur "Lehrergesundheit" gesehen werden.

Andreas Betz, StD, SL Psychologie

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