"Als Kind wollte ich schon immer Geschichtenerfinderin werden!" - Gudrun Pausewang liest für die 8. Klassen

Am 29. September 2008 besuchte die berühmte Verfasserin zahlreicher Kinder- und Jugendbücher Gudrun Pausewang die 8. Klassen des Apian-Gymnasiums Ingolstadt. Im Rahmen der Ausstellung "Flüchtlinge und Vertriebene in Ingolstadt nach 1945", die im Stadtmuseum Ingolstadt zu sehen ist, führte sie ihr Weg zu uns, um aus ihrem Leben und von ihren Büchern zu erzählen.

Nach der Begrüßung durch den stellvertretenden Schulleiter Herrn Stockmeier und einiger einführender Worte von Frau Dr. Schönewald vom Stadtmuseum ergriff die rüstige 80jährige Dame das Wort und begann, von ihrer turbulenten Kindheit in der ehemaligen Tschechoslowakei zu erzählen, die jäh durch Flucht und Vertreibung beendet wurde. Mit ihren jüngeren Geschwistern machte sie sich bei Kriegsende auf den Weg nach Westen. Große Betroffenheit löste in diesem Zusammenhang aus, als sie erzählte, dass sie insgesamt 800 km (!) zu Fuß habe zurücklegen müssen, um schließlich in Hessen eine neue Heimat zu finden. Nach vielen schrecklichen Erfahrungen der Kriegszeit begann sie ein Studium, um sich als Lehrerin irgendwann ihren großen Traum erfüllen zu können - nach Südamerika zu gehen und dort zu unterrichten. Sieben Jahre blieb sie dort an einer deutschen Schule und kehrte schließlich wieder nach Deutschland zurück, wo sie bis heute in Schlitz bei Fulda lebt.

Nach diesen spannenden Erzählungen aus ihrem aufregenden Leben beantwortete Frau Pausewang geduldig und auch recht amüsant die vielen Fragen der Schülerinnen und Schüler. So habe sie immer schon "Geschichtenerfinderin" werden wollen - sie wusste als kleines Kind den richtigen Begriff für diesen Beruf noch nicht.

Die Verfilmung ihres erfolgreichsten Werkes "Die Wolke", die die letztjährigen 7. Klassen im Kino angesehen haben, gelang laut Frau Pausewang erst im dritten Anlauf, weil sie die anderen Drehbücher aus verschiedenen Gründen abgelehnt hatte. Der bessere Verkauf des Buches als Folge der Verfilmung sei ihr nicht das Wichtigste gewesen, sondern "dass die Botschaft rüberkommt". Aber auch bei der von ihr genehmigten Kinofassung gibt es einige Szenen, die sie anders gestaltet hätte. So findet sie es zum Beispiel sehr unlogisch, dass im Fall eines atomaren Supergaus ein Landwirt seine Kühe auf den Marktplatz führt, wo sie außer den Geranien aus den Blumenkästen nichts zu fressen finden. Auf die Frage, ob es nicht grausam sei, die Themen Atombombe oder Katastrophen durch Reaktorunfälle ausgerechnet in Jugendbücher zu packen, antwortete sie: "Ihr seid doch die Zukunft und deshalb habt ihr ein Recht darauf zu wissen, was auch in Deutschland trotz größter Sicherheitsvorkehrungen passieren könnte."

Lustiger wurde die Fragerunde, als Frau Pausewang zwei alternative Enden für ihr Buch "Die Wolke" , die ihr Leser zugeschickt hatten, vorlas und auch kommentierte. Welches ihrer Bücher ihr Lieblingsbuch ist, haben wir nicht herausbekommen, weil sie auf diese Frage mit folgendem Satz geantwortet hat: "Wenn ihr eine Mutter fragt, welches ihrer Kinder sie am meisten liebt, wird sie euch sagen, dass sie alle gleich lieb hat. So geht es mir mit meinen Büchern auch." Anschließend las sie einige Textausschnitte aus "Die Wolke" vor. Um zu zeigen, dass sie auch anders kann und nicht nur immer als "die Katastrophenautorin" in Erinnerung bleiben möchte, präsentierte sie zum Abschluss noch die kurze Erzählung "Die Meerschweine", eine lustige Geschichte über einen habgierigen Mann.

Insgesamt verbrachten wir einen interessanten und abwechslungsreichen Vormittag und wer Lust bekommen hat, mehr über Gudrun Pausewang und ihre Bücher zu erfahren, der kann in der Stadtteilbücherei Südwest unsere kleine Ausstellung über die große Schriftstellerin besuchen und natürlich auch Bücher von ihr ausleihen.

Klasse 8e

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