Schindler Biographin zu Gast am Apian-Gymnasium

Im Laufe einer langen Vortragsreise durch Europa ist die aus Argentinien stammende Professorin Erika Rosenberg, Biografin von Emilie und Oskar Schindler nun in Bayern angelangt. Nach Augsburg machte sie in der ersten Dezemberwoche auch in Ingolstadt Station.

Am Apian-Gymnasium referierte sie am 5. 12.2011 zum Thema "Oskar und Emilie Schindler". Der Schulleiter, StD Karl-Heinz Haak, sagte bei der Begrüßung, es sei wichtig, auch in der Gegenwart der Jugend Werte wie Hilfsbereitschaft und Zivilcourage nahe zu bringen. Rund 130 Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe 9 des Apian-Gymnasiums erlebten am 5. Dezember mit Prof. Rosenberg eine Zeugin, welche die Familie Oskar Schindlers, insbesondere seine Ehefrau Emilie, persönlich kannte.

Dank Prof. Erika Rosenberg gilt Emilie Schindler heute auch als eine wichtige Zeitzeugin des 20. Jahrhunderts, die in einer barbarischen Zeit ihre Integrität und Menschlichkeit bewahrte. Erika Rosenberg traf Emilie erstmals. Sie war in Vergessenheit geraten und sogar von der Geschichte und Historikern ignoriert worden. Beide Damen haben eine enge Freundschaft geschlossen. Erika Rosenberg verfasste mehrere Biographien mit vielen erstmals veröffentlichten Dokumenten, u. a. eine Biographie, die den Titel "Ich, Emilie Schindler, Erinnerungen einer Unbeugsamen" trägt.

Auch Oskar Schindler widmete die Referentin eine Biographie mit dem Titel "Ich, Oskar Schindler. Die persönlichen Aufzeichnungen, Briefe und Dokumente." Anhand zahlreicher Dokumente und Briefe, die 1999 auf einem Dachboden in Hildesheim gefunden wurden, beleuchtete Prof. Rosenberg die Persönlichkeit des Mannes, der während des 2. Weltkrieges 1200 jüdischen Männern und Frauen das Leben rettete. Die Dokumente berichten auch von seinem Leben in der Nachkriegszeit, seine ständigen Kämpfe und Bemühungen in Deutschland Fuß zu fassen und von seinem beständigen Einsatz für Israel.

In den Nebenräumen der Bibliothek befindet sich als Ergänzung zum Vortrag eine Ausstellung mit Dokumenten und Fotografien der Zeit von 1935 bis 2001. Im Mittelpunkt steht die Liste, die u.a. als "Schindlers Liste" durch die gleichnamige Verfilmung bekannt wurde. Auf 14 Seiten Papier sind die Namen der Männer und auf 5 Seiten die Namen der Frauen eingetragen, die aus dem Lager Plaszow in eine Fabrik nach Brünnlitz überführt wurden, um dort für Oskar Schindler zu arbeiten. Oskar Schindler kostete es ein Vermögen - nach heutigem Geldwert etwa 26 000 000.- Euro, um die jüdischen Lagerinsassen zu retten.

Der Vortrag von Frau Prof. Rosenberg und die Ausstellung erzählen sowohl über das unbeschreibliche Leid des jüdischen Volkes als auch den Mut einzelner Menschen, selbst in einer unmenschlichen Zeit Menschlichkeit zu zeigen. Die lebensrettende Tat einzelner Menschen - Oskar und Emilie Schindler stehen auch stellvertretend für Mutige, die bedrohten, heimatlosen, unterdrückten und gequälten Menschen, Juden und Nichtjuden, Hilfe in größter Not gewährten - soll auch für die Jugend von heute ein Vorbild geben. Jede Zeit braucht Zeugen der Menschlichkeit, die mit Engagement und Gottvertrauen gegen Ungerechtigkeit, Hass und Gewalt eintreten, selbst dann, wenn es für sie mit persönlichen Nachteilen verbunden sein kann.

Lange vor der Entstehung des Spielfilms "Schindlers Liste" hatte bereits in den fünfziger Jahren der deutsch-jüdische Mitarbeiter einer Jüdischen Organisation Dr. Grossmann jahrelang nach Personen recherchiert, die als Nichtjuden den damals grausam verfolgten Juden das Leben retteten. Er brachte 1957 das Werk "Unbesungene Helden" heraus, dessen erstes Kapitel Oskar Schindler gewidmet war.

Ebenso wie ihr Ehemann leistete auch Emilie Schindler tätige Hilfe am Nächsten. Sie sorgte zum Beispiel im Winter 1945 persönlich für 120 Gefangene, die beinahe verhungert auf ihrem Fabrikgelände ankamen. In selbstloser Weise gab sie den Hungernden Nahrung und pflegte sie wochenlang, so dass sie langsam wieder zu Kräften kamen.

Die Geretteten indes erwiesen sich in den Nachkriegsjahren als große Hilfe für Emilie und Oskar Schindler. Als das Ehepaar nämlich 1949 Regensburg verließ, um nach Südamerika auszuwandern, geschah dies mit jüdischen Pässen.
Als er nach dem Krieg jedoch weder in Argentinien noch in Deutschland wirtschaftlich Fuß fassen konnte, ist Oskar Schindler von den mit seiner Hilfe geretteten Juden in Jerusalem aufgenommen worden. Emilie blieb noch bis 2001 in Argentinien. Als sie sich in hohem Alter wünschte, nach Bayern zurückzukehren, wurde ihr dies durch die Unterstützung von Seiten Frau Prof. Erika Rosenberg ermöglicht. Emilie starb am 2001 in Berlin und wurde auf einem Friedhof im bayerischen Waldkraiburg beigesetzt.

Emilie und Oskar Schindler handelten nach einem wichtigen Zitat aus dem Talmud: "Wer ein Menschenleben rettet, der rettet die ganze Welt". Für ihr Engagement erhielten sie beide in der Bundesrepublik Deutschland das Bundesverdienstkreuz. Emilies Auszeichnungen können im Museum des Hauses für Deutsche Geschichte betrachtet werden.

Zwei Jahre vor seinem Tod wurde ihm in der Hebrew University ein Raum gewidmet, in dem die Liste mit den Namen aller geretteten Juden ausliegt. Oskar Schindler, der im Januar 1945 ein Stück Land unweit seiner Fabrik in Polen gekauft hatte, um zu ermöglichen, dass dort dreizehn auf einem Zugtransport Erfrorene nach jüdischem Ritus beigesetzt werden konnten, fand selbst im katholischen Friedhof auf dem Berg Zion in Jerusalem seine letzte Ruhestätte. Sein Grab trägt die Inschrift: "Der unvergessliche Lebensretter1200 verfolgter Juden".

Manuela Kürzinger, OStRin


Quellen:" Gelsenzentrum Portal, Das KZ Plaszów und Oskar Schindler

http://rosenbergerika.blogspot.com/2011/11/montag-den-21november-2011-wieder-meine.html

Vortrag und Ausstellung von Prof. Erika Rosenberg am 5.12.2011 am Apian-Gymnasium Ingolstadt.

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