Kulturelle Verschiedenheit als Bereicherung

9. Klassen besuchen das Jüdische Kulturmuseum Augsburg-Schwaben
und die Synagoge


"10.11.1938: Vier Uhr früh, Anruf die Synagoge brennt (…)", so heißt es in den Tagebuchnotizen der Zeitzeugin Sophie Dann.
Es kann und muss als eine glückliche Fügung bezeichnet werden, dass der prachtvolle Kuppelbau der Augsburger Synagoge, errichtet in den Jahren 1914- 1917, die von den Nationalsozialisten organisierte und angezettelte "Reichspogromnacht" überstanden hat.
So können die Schülerinnen und Schüler der 9.Jahrgangsstufe des Apian-Gymnasiums heute die seit 1985 im Rahmen der Eröffnung des damals ersten selbstständigen jüdischen Museums der Bundesrepublik wieder zugängige Augsburger Synagoge besuchen.
Diese Exkursion in die Nachbarstadt von Ingolstadt wird traditionell von der Fachschaft katholische und evangelische Religion mit dem Fach Ethik organisiert und durchgeführt.

Vor der Synagoge

Das seit 2006 neu gestaltete Jüdische Kulturmuseum bietet sich, nicht zuletzt durch die hervorragenden Führungen vor Ort, als ein gut geeigneter Lern- und Diskussionsort zur Geschichte und Gegenwart jüdischen Lebens an.

Sehr deutlich können Grundzüge biblischer, religiöser und kultureller Traditionen betrachtet und studiert werden, die unser gesellschaftliches Leben bis zum heutigen Tag bestimmen und prägen. Die Ausstellung bietet, besonders auch durch die Führung, einen nachdenklich machenden Einblick in die wechselvolle Geschichte der Juden in Augsburg und Schwaben, in der es um das Mit-, Neben- und Gegeneinander von jüdischer Minderheit und christlicher Mehrheit geht. Sichtbar wird auch die religiöse Praxis der jüdischen Gemeinde in Geschichte und Gegenwart, nicht zuletzt durch die hervorragenden Exponate, die eindrucksvoll und einladend dargeboten und inszeniert sind.

Kulturelle und religiöse Verwandtschaft und Verschiedenheit kann hier als Bereicherung gesehen und erfahren werden.
Zur Zeit des Synagogen-Neubaus, 1914-1917, waren 1280 Mitglieder der Gemeinde dafür verantwortlich, dass man sich für diesen architektonisch anspruchsvollen und repräsentativen Kuppelbau entschied, der kunstgeschichtliche Elemente des byzantinischen Orients mit Jugendstil und neuer Sachlichkeit verbindet.
Die Verfolgung in der NS-Diktatur löschte das jüdische Leben in Augsburg aus, und nach dem Krieg zählte die Gemeinde bis Anfang der 1990er Jahre in ganz Bayerisch-Schwaben knapp 250 Mitglieder. Seit dem Zuzug aus den Ländern der ehemaligen Sowjetunion wächst die Gemeinde, und sie zählt heute etwa 1600 Mitglieder.

In der entwicklungspsychologischen Beschreibung der Schülerinnen und Schüler der 9. Jahrgangsstufe heißt es im Lehrplan unter anderem, dass das Interesse für weltanschauliche und politische Fragestellungen wächst, nicht zuletzt auch in der Reflexion über eigene und fremde Wertvorstellungen.
Auch in diesem Kontext kann diese Exkursion nach Augsburg als besonders wichtig eingestuft werden.

Am Aufgang zum Museum

Andreas Betz, StD

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