Lateinerinnen besuchen die Staatskanzlei in München

Den Puls des politischen Bayern spürten sie in München nach einem Gang durch den schönen Hofgarten: Die Latein-Schülerinnen Julia Reisinger und Andrea Zimmer, die zusammen mit Frau Kürzinger als Preisträgerinnen des Sonderpreises "Jugend für Bayern" am 12. April 2013 die Bayerische Staatskanzlei besuchen durften.

Lateinerinnen besuchen die Staatskanzlei in München

In dem ehrwürdigen Kuppelbau, dem heute noch bestehenden Rest des 1943 zerbombten alten Armeemuseums, dessen Krone die Allegorien der Concordia (Eintracht), Virtus (Stärke), Victoria (Sieg) und Pax (Frieden) bilden, wurden die Damen gemeinsam mit den Preisträgerinnen und Preisträgern des Gregor-Mendel-Gymnasiums Amberg und des Jean-Paul-Gymnasiums Hof von Herrn Staatsminister Thomas Kreuzer, Leiter der Staatskanzlei und Herrn Florian Besold, dem Vorsitzenden der Bayerischen Volksstiftung sowie dem Geschäftsführer der Bayerischen Volksstiftung Carl Hans Engleitner begrüßt.

Lateinerinnen besuchen die Staatskanzlei in München

Vor dem Betreten des Gebäudes hatten die Apianerinnen den Gedenkstein der Weißen Rose aufgesucht, der die in schwarzen Granit gemeißelte Handschrift der 1943 vom nationalsozialistischen Unrechtsstaat hingerichteten Studentin Sophie Scholl zeigt. Sie schrieb:

"Wir wollen hier nicht urteilen über die verschiedenen möglichen Staatsformen, nur eines will eindeutig und klar herausgehoben werden: jeder Mensch hat einen Anspruch auf einen brauchbaren und gerechten Staat, der die Freiheit des Einzelnen als auch das Wohl der Gesamtheit sichert. Freiheit der Rede, Freiheit des Bekenntnisses, Schutz des einzelnen Bürgers vor der Willkür verbrecherischer Gewaltstaaten. Das sind die Grundlagen des neuen Europa".

Nach dem Lesen dieser Worte Sophie Scholls beschlossen die Apianerinnen, diese Inschrift auch beim Europa-Tag des Apian-Gymnasiums im Mai vorzutragen.

Lateinerinnen besuchen die Staatskanzlei in München

Ein Vortrag von Herrn Regierungsdirektor Roland Milisterfer führte die Gymnasiastinnen und Gymnasiasten bei ihrem Besuch in Aufgaben und Organisation der Staatskanzlei ein. Nach Artikel 52 der Bayerischen Verfassung besteht diese "zur Unterstützung des Ministerpräsidenten und der Staatsregierung". Beim Vortrag erklärte Herr Milisterfer zum Beispiel, wie der in Ingolstadt geborene Horst Seehofer Bayerischer Ministerpräsident wurde; am 27. Oktober 2008 hat der Bayerische Landtag ihn zum neuen Ministerpräsidenten gewählt. Wählbar war er übrigens nur, weil er das das 40. Lebensjahr schon vollendet hatte - eine unumgängliche Voraussetzung für das "schönste Amt der Welt", wie Franz Josef Strauß es nannte.

Lateinerinnen besuchen die Staatskanzlei in München

Herr Michael Völkl schilderte beim Rundgang durch die Staatskanzlei die interessante Baugeschichte und machte auf architektonische Besonderheiten aufmerksam. Sehr gelungen fanden die jungen Leute den 1990 fertig gestellten Neubau, der nach dem Vorbild einer Orangerie (Gewächshaus) als Stahl-Glas-Konstruktion errichtet wurde. Durch die hohen Glasfenster flutet viel Licht in das Innere des Gebäudes und verleiht ihm Transparenz und gute Sicht zum Hofgarten in seiner kultivierten Natürlichkeit. Symbolisch erinnert das Gebäude an die Aufgabe der Politiker und der Beamten, stets in Kontakt zu den Bürgerinnen und Bürgern, zur Umwelt und zum weiß-blauen Himmel zu bleiben.

Im Ministerratssaal konnte die Gruppe den wunderschönen Blick auf das Prinz-Carl-Palais und das Haus der Kunst genießen. Von den modernen Kunstwerken, die sich hier befinden, sei das "Keramische Gefäß" von Barbara Sneganas-Blasi erwähnt. Es verkörpert den hohen Wert der Bayerischen Verfassung und zugleich ihre Zerbrechlichkeit. "Sie mahnt, mit der Bayerischen Verfassung sorgsam umzugehen, ihre Grundsätze stets zu achten und sie in den nächsten Generationen im alltäglichen Leben umzusetzen", so Michael Völkl.

In der berühmten Zirbelstube, die Max Streibl einrichten ließ, setzten sich die Schülerinnen und Schüler mit ihren Lehrern und Schulleitern um den runden Tisch. Die gemütliche Stube, die seinerzeit in den Medien viel Kritik erhielt - die Kritiker trugen damals Bedenken, dass Streibl für die Einrichtung zu viel Geld ausgegeben habe - trage seit ihrem Bestehen viel zur Verbindung Bayerns mit Vertretern aus aller Welt bei, erzählte Herr Völkl. Gäste der Staatskanzlei schätzen es sehr, gemeinsam mit Bayerischen Politikern in der Zirbelstube fotografiert zu werden. Das Zusammensein vor der Kulisse der (leeren) typischen Bierkrüge sei ein beliebtes Markenzeichen für Bayern.

Staatskanzlei München

Mit diesen neuen Erfahrungen machten sich die Apianerinnen auf den Rückweg nach Ingolstadt. Den Puls des politischen Bayerns, lebendige Tradition, Aufgeschlossenheit, Mut und Engagement für die Zukunft und die freundliche Atmosphäre des "Bayerischen Kapitols" spürten sie an diesem Tag ganz besonders.

Manuela Kürzinger, OStRin

Diese Webseite verwendet Cookies. Durch die Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Datenschutzinformationen