Voller Erfolg für die neue Version der „Pension Schöller“ am Apian
Der „Normalzustand“ der antiquierten Pension Schöller, die wir aus dem seit 1890 in immer neuen Versionen aufgeführten Schauspiel von Carl Laufs Wilhelm Jacoby kennen, wurde in dem Stück „Hotel PIANA“ am 21. Juli 2016 auf einer Bühne vor dem großen Musiksaal des Apian-Gymnasiums von Frau Würfleins Schauspielgruppe aufgegriffen in einer bunten Mischung aus heiteren Dialogen und musikalischen Einlagen höchst erfrischend gespielt. Dabei interpretierten die rund 30 Darstellerinnen und Darsteller das „PIANA“ als Spiegelbild des in die Jahre gekommenen Apian-Gymnasiums.
Den Alltag der etwas abgewohnt wirkenden Pension leiteten Chor und Schulband mit dem der Muppetshow entlehnten Instrumentalstück „Jetzt tanzen alle Puppen“ ein. Dazu erfolgte ein hinreißender Begleittanz zahlreicher auf die Bühne strömender geschäftiger junger Damen und Herren, unter denen der um die Gunst der Gäste bemühte Professor Schöller mit Bauhelm, gespielt von Johannes Eichinger (Q12), hervortrat. Er, der honorige Hotelbesitzer, sah seine Aufgabe darin, das für ihn traditionsreiche PIANA („Privatinstitut für angewandte Kunst, Naturphilosophie und Anthroposophie“) am Laufen zu halten und für Mittel und nötige Reparaturen zu sorgen.
Entsprechend seines gelungenen Hotelmarketings und kreativer Ideen für den Hotelbetrieb, wie Abenteueraufenthalte oder Kellerasseljagden, fanden sich nach und nach exzentrische Gäste ein. So logierte eine Grande Dame, die einen Hut aus Paris trug, eine feinfühlige Yogalehrerin, ein Molchspezialist, eine Lehrerin für Naturkosmetik, eine Schriftstellerin trivialer Romane, eine neureiche Mutter mit zwei quängelnden Töchtern, die nach einem ein W-Lan, Instagramm und Chiapuding verlangten.
Die Seele des Hotels, den Hausdiener Alfred, einen Nachtschwärmer, spielte Ferdinand Waas (Q 11), dem die Rolle des aus dem Original stammenden „Neffen Alfred“ wie auf den Leib geschneidert war. Ähnlich wie im Originalwerk hatte auch PIANA-Alfred die rettende Idee, dem Wunsche seines Onkels Kloppenbauer nachzukommen, der sich – im Original der Gutsbesitzer Klapproth - nichts mehr wünschte, als einmal in seinem Leben ein Irrenhaus von innen zu sehen. Als Lohn dafür, dass man den Onkel im Hotel PIANA aufnahm und am ganz normalen Alltagswahnsinn teilhaben ließ, erhoffte sich das Haus PIANA die finanzielle Hilfe des wohlhabenden Onkels zur Instandhaltung der renovierungsbedürftigen Räume und sanitären Anlagen.
Michael Rothemund (Kl. 10) führte seine tragende Rolle als Alfreds Onkel Franz-Phillip Kloppenbauer souverän aus. Der dynamische Onkel im Ruhestand, der sich als Meister und Champion des Sports vorstellte, brachte als Ballathlet mit eigenem Schuhparfum und einem Selfi - Helm die Zuschauer zum Schmunzeln: „Ich bin eine Lichtgestalt, ein Fussballgott!“
Onkel Kloppenbauers Wunsch nach Irrsinn sollte sich vor allem in der letzten Szene des ersten Aktes erfüllen. Ein neu eingetroffener Gast, ein ausgedienter Kapitän mit Handhaken und Prothese, einstiger Pionier der Meere und Hai-Bezwinger, eindrucksvoll gespielt von Maximilian Sendtner (Kl 10), lud ihn auf eine Reise in die Südsee ein. „In so einer Irrenanstalt...“, so der konsternierte Onkel darauf, „...der Arme; er bildet sich ein, ich reise mit ihm durch die ganze Welt. Armer Kerl… Schade.“
Musikalische Einlagen, zum Beispiel der „Neuplanungstango“ steigerten das PIANA–Spektakel dramatisch, dessen recht nüchterne Textstellen, etwa „Sachaufwandsträger, nächste Ausschusssitzung, steigende Spannung, Zeitung, Entschluss, einundsiebzig Bauprojekte“ in dem Satz „Ihr kriegt ein Klo“ gipfelten. Auch das Lied „Money Money Money“ erntete viel Applaus. Es betonte: „Den Neubau gibt es erst, wenn es Geld gibt; aber es gibt kein Geld.“
Die Verwandlung des Onkels
Welch turbulentes Alltagsleben! Im zweiten Akt verkörperte Franz Proisl (Q 12) die Person des Eugen, eines unbeirrbaren Idealisten, Mündel des Professors, der sich der Schauspielkunst verschrieben hatte und nun ebenfalls als Gast im Hotel PIANA wohnte. In einem zwanzigminütigen Feuerwerk der klassischen Literatur, einem bunten Strauß aus Kabale und Liebe sowie Hamlet, zeigte er seine Version von jugendlicher Lebendigkeit, sein Bekenntnis zur Liebe und seine Begeisterung für schöne Frauen. Er, der unter einem witzigen Sprachfehler litt (er sprach das n statt l), war fest entschlossen, durch die Deklamationen berühmter Werke, z.B. „Schinners Gnocke“ oder als „edner Hamnet“ und „Othenno“ berühmt zu werden.
In überragend vorgetragenen Monologen verkörperte Eugen alias Franz Proisl den Typ von Mensch, der auf höchst sympathische Art Krusten von den Seelen seiner Mitmenschen lösen kann. Er spielte sich binnen kurzer Zeit in die Herzen aller. Seine geistreichen Zitate, die näselnden Passagen, sein überschäumender Lebensfrohsinn und die von ihm stürmisch gespielte Phantasie eines Kunstbegeisterten brachten das Publikum zum herzlichsten Lachen. Schließlich verbanden sich infolge des Charmes des guten Eugen alle Hotelgäste, sogar der im ersten Akt noch in überlegener Distanz stehende Onkel Kloppenbauer immer mehr. Der Onkel wurde schließlich durch den unentrinnbaren Sog der Sympathie selbst zum Mitglied der großen Schar, die er für verrückt gehalten hatte und erlebte eine Metamorphose. Er wurde schließlich einer von ihnen, ein ganz normaler PIANA-ER.
Verabschiedung mit Freudentränen
Bei der Verabschiedung sah man auf der Bühne einige Darsteller und Darstellerinnen vor Erleichterung und Glück weinen. Kein Wunder, denn nach dem Stück blieb – und dies sollte nicht als Selbstverständlichkeit gewertet werden – der Zauber des Verbundenseins noch spürbar. Auf der Bühne standen am Ende die rund 100 Mitwirkenden - Frau Würflein, Frau Kien, Herr Ilg und Frau Kaminski waren nach dem minutenlangen Applaus des begeisterten Publikums nach vorne gekommen- eng beieinander, wie eine Familie. Und nicht genug damit. Sie umarmten einander und hielten sich fest, Onkel Kloppenbauer in ihrer Mitte.
Die Darstellerinnen und Darsteller vergossen an diesem Abend, nachdem sie das Stück drei Mal aufgeführt hatten, neben den Freudentränen den Sinn, der dem Stück zugrunde lag, dass Kunst, Musik, Literatur und die Tatsache, dass sie sie in ihrem realen „Hotel APIAN“ miteinander so schön erleben können, wirklich glücklich machen. Weitere Tränen flossen, weil die Abiturienten unter den Schauspielern, so auch Johannes Eichinger und Franz Proisl, das Apian-Gymnasium heuer verlassen.
Und Alfred (gemeint ist an dieser Stelle „unser“ APIAN-Alfred, nämlich Herr StD Stockmeier), kam zunächst vor lauter Applaus nicht dazu, seine offiziellen Abschiedsworte zu sprechen. Erst nach Minuten konnte er allen für die gelungene Aufführung danken, nicht ohne die immense Arbeit, den Fleiß und das Durchhalten1, das die gesamte Truppe unter der Leitung von Frau Alexandra Würflein das Schuljahr hindurch zeigte, ausdrücklich zu loben.
… Übrigens: Das alles leisteten sie zusätzlich zum „normalen“ Unterricht!
Wir, die anderen APIANER sagen daher: Bravissimo! Dankissimo!
Bericht: Manuela Kürzinger, StDin
Fotos: Marius Geier, Philipp Hiltl, Elias Büdel