All the World a Stage - All the Stage a World

Variationen über die Liebe nach Stücken von William Shakespeare

Ja ja, die Liebe. Es ist gar nicht so einfach, die wahre, große Liebe zu finden. Die Muse der Liebesdichtung hat zusammen mit der Muse der Komödie alle Hände voll zu tun, die frustrierte Anne Shakespeare davon zu überzeugen, dass ihr Mann schon recht hat mit seinem Werk. Dabei werden sie durch die Muse der Tragödie gestört, die auch ein Wörtchen bei der Handlung mitreden möchte, und auf wenigstens ein bisschen Furcht und Schrecken besteht. In der Sommerproduktion 2018 verlieben sich so einige Paare scheinbar unsterblich, bei anderen fragt man sich, wie lange das wohl halten wird.

So reicht für Orlando und Rosalind schon ein erster Blick, um Gefühle zu entwickeln, doch so richtig kennenlernen können sie sich erst in der Freiheit des Walds von Arden, wohin sie vor widrigen politischen Umständen fliehen. Denn Herzog Friedrich ist ein launischer und bösartiger Herrscher, dessen Stimmung gegenüber der Tochter seines schon verbannten Bruders umschlägt. Ähnlichkeiten mit lebenden Präsidenten sind beabsichtigt und nicht zufällig. Als Junge verkleidet, begegnet sie Orlando wieder, der im Überschwang der Gefühle den ganzen Wald mit Liebesgedichten pflastert, wenn er schon seine echte Rosalind nicht sehen kann. Die beiden beginnen ein merkwürdiges Spiel, in dem Rosalind als der freche Knabe „Ganymed“ ihn zuerst ein wenig veräppeln will, und dann merkt, dass sie seine so plötzlich entflammte Liebe in ihrer Verkleidung auf die Probe stellen kann – und natürlich kriegen sie sich am Schluss in einer Massenhochzeit, bei der jeder verheiratet wird, der nicht bei drei auf einen Baum geflüchtet ist. Für die eingebildete Phoebe gibt es eine herbe Enttäuschung. Sie, die es gewöhnt ist, von dem treuen Silvius sehnsuchtsvoll angebetet zu werden, kann bei dem vermeintlichen „Ganymed“ (Rosalind in Verkleidung) so überhaupt nicht landen, und muss einsehen, dass sie nehmen muss, was sie kriegt – nämlich Silvius. Sogar die schwer geprüfte Herzogstochter Celia, die mit ihrer Cousine in den Wald gegangen ist, wird schnell mit Orlandos Bruder verheiratet. Denn: Ziel der Komödie ist es, möglichst viele Paare zu vereinen und die Welt zu bevölkern. Dafür holt Shakespeare sogar den Hochzeitsgott Hymen aus der Versenkung, und selbst die Schafe werden von der braven Schäferin Corinna zusammengebracht, damit es Nachwuchs geben kann.

Anders ergeht es den Bücherhelden von Navarra. Es ist schon seltsam, wenn sich vier gesunde junge Männer vornehmen, drei Jahre wie Mönche zu leben, nur dem Studium ergeben. Dabei wollen sie fasten, und vor allem keinerlei Kontakt zum anderen Geschlecht haben. Sie verhängen sogar grobe Strafen dafür – und müssen eine bittere Pille schlucken. Denn der junge König hatte vergessen, dass ein Staatsbesuch ansteht. Die Prinzessin von Frankreich ist zu einem Gipfeltreffen angemeldet, und sie bringt eine ganze Entourage an attraktiven Damen mit. Schnell ist jeder schockverliebt, manche haben sich auch schon vorher gesehen. Liebesbriefe gehen hin und her, und schlussendlich wird klar – das mit der Enthaltsamkeit ist ein ausgesprochen dummer Plan. Aber so einfach kann man einen öffentlich geschworenen und schriftlich festgehaltenen Eid nicht brechen. Die Damen stellen ihren Liebsten Aufgaben, die sie erfüllen müssen. Der lustige Biron muss ein Jahr lang Sterbende und Kranke begleiten, dann ist seine Dame bereit, ihn zu heiraten. Zwei andere sind noch zu jung für eine feste Beziehung, sollen erst einmal erwachsen werden. Denn auch der König darf der Prinzessin erst einen Heiratsantrag machen, wenn er ein Jahr lang einen Teil seines Schwurs erfüllt hat: er muss in eine Mönchsklause ziehen und dort sein Leben und seine Wünsche überdenken.

Was wäre ein Stück über die Liebe ohne die Komponente der körperlichen Begierde? Kein Shakespeare, jedenfalls. Der Hofnarr Prüfstein verheddert sich in seiner Beziehung zu einer Schäferin ziemlich in Widersprüche. Er will sie eigentlich nicht heiraten, sondern nur vernaschen, doch als ein anderer Bewerber auf der Bildfläche erscheint, kann er das auch nicht ertragen. Auch wenn der verwirrte Pfarrer Textdreher die Ehe nicht schließt, gibt es schon bald Nachwuchs. Doch auch hier kann Hymen helfen und den Bund segnen.

Übrig bleiben Jaques und eine Aktivistin. Beide finden so ziemlich alles schlecht, sind Spielverderber und erinnern daran, dass es auch noch etwas anderes geben muss als immer nur Liebesgetümmel. Doch sie bleiben in der Tat übrig, denn wer sich nicht fortpflanzen will, hat in der Komödie einen schlechten Stand.

Dieses Jahr ist die Freitreppe am hinteren Ende der Schule der Wald von Arden für die 32 Darsteller und die vielen Helfer aus dem P-Seminar „Hinter den Kulissen“, wie immer ausgeleuchtet und mit Musik begleitet von der Technikgruppe unter der Leitung von Frau Würflein. Die stimmungsvolle Kulisse mit ihrem großen Baum trug aufs Trefflichste zum Erfolg der Aufführungen bei, denn, wie es im Stück ja immer wieder heißt: Die ganze Welt ist Bühne - und die Bühne eine ganze Welt.

A. Würflein, OStRin

Herzlichen Dank an alle Mitwirkenden und natürlich besonders an
Frau Würflein für die gelungenen Aufführungen!

Diese Webseite verwendet Cookies. Durch die Nutzung der Webseite stimmen Sie der Verwendung von Cookies zu. Datenschutzinformationen