Studienfahrt nach London 2018

Was haben die Queen, der Stein von Rosette und eine Kloschüssel gemeinsam?

London natürlich!

Beim Klang dieses Namens schwirren viele Gedanken durch den Kopf: Hauptstadt Großbritanniens, die Royals, Jack the Ripper, The Tube, Tower Bridge… Sieben oder noch mehr Jahre Schulenglisch haben also doch ihre Spuren in den Köpfen hinterlassen und so brach eine Gruppe Apianer aus der Q12 samt ihrer Lehrer Markus Held und Katrin Kaempf auf, um die Stadt, die viele bisher nur von Bildern kannten, live zu entdecken. Eine kompetenzorientierte Betrachtung…

Raumkompetenz

Nach einem ereignislosen Flug erreichten wir London Stansted und wurden sofort mit den riesigen Ausmaßen der Stadt konfrontiert. Vom Flughafen zur Jugendherberge brauchten wir fast zwei Stunden und nutzen Underground, DLR und Bus. Wie im Fernsehen steckten wir die Tickets in die Schalter bevor sich die Schranken öffneten und wir passieren konnten, was mit den großen Koffern nicht immer leicht war. Schnell wurde klar, warum die Londoner ihre U-Bahn mehr oder weniger liebevoll als „Tube“ bezeichnen. Trotz leiser Zweifel („Wie, damit sollen wir fahren?“) erreichten wir Lewisham. In der Jugendherberge angekommen, wurden die Zimmer bezogen und auftauchende Probleme, wie etwa zu kleine Zimmer, von den Teilnehmerinnen souverän gelöst.

Am nächsten Morgen ging es auf in die große Stadt. Das Umsteigen in Canary Wharf—immer hinter Herrn Held her, in Sorge die Gruppe gleich am ersten Tag zu verlieren—erfüllte uns ein wenig mit Ehrfurcht. Am Ende der Woche aber waren die öffentlichen Verkehrsmittel dank App und Plan kein Problem mehr, souverän bewegten wir uns durch den Großstadtdschungel. Circle Line westbound oder Northern Line southbound machten plötzlich Sinn. Die vielen Durchsagen, wie das allseits bekannte „Mind the gap“, aber auch „See it, say it, sort it“ konnten wir schon bald auswendig. Beeindruckend war neben dieser stets netten, höflichen und freundlichen Art der Durchsagen auch der englischen Fahrstil. Trotz aller Hektik und massenhaft Fußgänger, die sich nicht besonders an rote Ampeln halten, kam es nie zu brenzligen Situationen.

Wissenserwerb, Wiedererkennen, Wissenstransfer und Anwendung

In jeweils von zwei Schülern geführten Touren erkundeten wir verschiedene Stadtviertel Londons: Westminster, City of London, Shoreditch, Kensington, Southwark und Greenwich. Dabei präsentierten die Schüler ihre recherchierten Informationen gewürzt mit „fun facts“ und leiteten die Gruppe—minimal unterstützt durch Google Maps—sicher zu den Hauptsehenswürdigkeiten wie Buckingham Palace, Trafalgar Square, National Gallery, Kensington Gardens, Tate Modern, Tower Bridge, British Museum… Dabei erinnerten sich die Schüler immer wieder an die eine oder andere Unterrichtsstunde und freuten sich, dass sie neben vielen Bauwerken (z. B. „Das war in James Bond!“) auch einige Gemälde (z. B. van Goghs „Sonnenblumen“), geschichtliche Meilensteine (z. B. den „Stein von Rosette“) oder andere Kunstobjekte (z. B. Marcel Duchamps „Fountain“) wiedererkannten. Eine Führung der besonderen Art erhielten wir von einem Obdachlosen, der uns den Stadtteil Shoreditch zeigte und dabei kritisch erläuterte, was eine reiche Stadt wie London mit denjenigen Menschen macht, die mit dem Wohlstand nicht mehr mithalten können.

Kulturkompetenz

Neben dem Genuss des unvermeidlichen „weder harten noch weichen“ Toasts, findet man in London aufgrund seiner Historie Restaurants aus aller Herren Länder und so war der Trip für einige wie eine kulinarische Miniweltreise: Chinesisch, Japanisch, Indisch, the best German Bratwurst… und natürlich Burger, Sandwiches in allen Variationen sowie Fish ‘n‘ Chips (mit Essig natürlich).

Studienfahrt London 2018

Sprachkompetenz

Eine Reise in ein anderes Land zeigt mehr als jedes Buch es könnte, dass man eine Sprache gelernt hat, die man auch anwenden kann, die einen im ausländischen Alltag weiterbringt und dort Türen und Einsichten öffnet, die sonst verschlossen blieben. Sprache führt ein Eigenleben, so dass Wörter von den Einheimischen oft so seltsam ausgesprochen werden, dass der Zusammenhang zwischen Schrift und Lautung nur noch schwer erkennbar ist: Greenwich, Lewisham, Leicester Square, Southwark—der Leser möge es einmal intuitiv versuchen und anschließend die korrekte Aussprache nachschlagen.

Sozialkompetenz

Ohne Eltern mit Gleichaltrigen allein unterwegs in einer so großen Stadt zu sein, für alles selbst sorgen zu müssen, Entscheidungen selbstständig zu fällen und die Konsequenzen zu tragen, sind schon große Aufgaben, die die Gruppe mit Bravour meisterte. Dazu kamen noch Herausforderungen wie Höhenangst, die es bei der Besteigung von St Paul‘ s Cathedral zu überwältigen galt: 528 Stufen in engen, niedrigen Treppenhäusern waren der Preis für eine großartige Aussicht über London, die nicht jeder wirklich genießen konnte.

Eine Woche kann, wenn man ständig auf so engem Raum und den ganzen Tag gemeinsam unterwegs ist, ganz schön lang und anstrengend werden. Bei unserer Gruppe war das nicht der Fall. Pünktlichkeit, Zuverlässigkeit, Motivation und Freundlichkeit ließen eine heitere und lockere Atmosphäre aufkommen, sodass genügend Zeit verblieb das individuell geplante Freizeitprogramm abzuspulen. Private Studien ergänzten die Reise—ja, auch abseits von den Camden Markets und der Oxford Street hat London etwas zu bieten.

Bemerkenswert war die Reaktion der Gruppe, als der Rückflug drei Stunden vor Abflug annulliert wurde und wir in Stansted ohne weitere Information wie es weitergehen sollte stundenlang festsaßen. Statt zu Murren wurden Gepäckwagen hinsichtlich ihrer Kurvenlage getestet, wurde Musik gehört, gebeatboxt, getanzt und sogar uns Lehrern der Floss mehr oder eher weniger erfolgreich beigebracht. Mit dem Bus ging es schließlich quer durch das nächtliche London bis zum fast 100 km entfernten Flughafen Heathrow, wo wir in einem „richtigen“ Hotel in „richtigen Betten“ eine kurze Nacht verbrachten.

Akkulturationskompetenz

Letztendlich bewahrheitete sich noch einmal die vielerlebte Tatsache, dass in England alles sehr gut organisiert, aber nichts unkompliziert ist. Dies wurde nach einer Woche Englanderfahrung von allen Teilnehmern professionell und ohne Augenrollen hingenommen: Um 04.45 Uhr Ortszeit waren alle pünktlich in der Hotellobby versammelt. Nach einem kurzen Fußmarsch sollte es zuerst mit einem kostenpflichtigen Linienbus zu einem Busbahnhof gehen, von dort sollte uns dann ein Expressbus zur Abflughalle bringen. Letztendlich stellte sich aber heraus, dass dies zwar gut gemeinte Hinweise waren, wenig davon aber zutraf. So wurde im morgendlichen Dämmerzustand ein Airport-Shuttle in Hotelnähe ausfindig gemacht, welches uns direkt zum Ziel führen sollte. Dieser Zug war auch, wie angegeben, kostenfrei, trotzdem wurden wir aufgefordert, zuerst einmal kostenlose Fahrkarten am Schalter zu besorgen. Aber der Zug, der pünktlich eintraf, die Türen öffnete, Reisende zuerst aussteigen und uns dann einsteigen ließ, musste wieder verlassen werden…um dann zwei Minuten später wieder bestiegen werden zu dürfen. Auf Nachfrage beim Personal saßen wir dann wohl auch im richtigen Zug, obwohl die Durchsagen im Abteil ganz andere Dinge behaupteten… in dieser stets netten, höflichen und freundlichen Art.

Katrin Kaempf und Markus Held

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