Projekt „Straßenabitur – Nein Danke!“

Diskussionsvortrag mit Nicole Brunner und Matze am 03. März 2020

Im Rahmen der Suchtprävention für die 8. Jahrgangsstufe konnten wir Frau Nicole Brunner und ihren Kollegen Matze zu einem Diskussionsvortrag einladen. Beide gründeten 2017 den Verein Maria Help e.V., um suchtkranken Menschen und deren Angehörigen Hilfe und Unterstützung im Alltag zu geben.

Frau Brunner arbeitet als medizinische Fachangestellte in Regensburg in der Suchtmedizin. Matze ist früher selbst viele Jahre suchtkrank gewesen. Seit drei Jahren hat er keine Drogen mehr genommen und heute kann er seinen Alltag mit Hilfe einer Substitutionstherapie einigermaßen gut bewältigen.
Als „Aussteiger“ hat Matze es sich neben seiner beruflichen Tätigkeit zur Aufgabe gemacht, mit jungen Menschen über die Ursachen von Drogenabhängigkeit zu diskutieren. In diesem Zusammenhang informiert er über die sozialen, psychischen und physischen Folgen des krankhaften Konsums. Er beschreibt in seinen Vorträgen seine persönlichen Erfahrungen mit Sucht und sein Abgleiten in die Kriminalität. Dadurch versucht er, andere vor einem ähnlichen Schicksal zu bewahren.

Nicole Brunner und Matze gründeten den Verein Maria Help e.V.

Nachdem Frau Brunner über ihre Arbeit, den Verein und das Projekt „Straßenabitur – Nein Danke!“ informierte, stellte Matze seine Erlebnisse in der Kindheit dar. Traumatisch sei für ihn der Verlust seiner Mutter gewesen, die die Familie verließ, als er noch sehr klein war. Mit 15 Jahren hat er erste Erfahrungen mit Drogen gemacht, er hat gekifft und auf der Straße gelebt. „Jemand mit Straßenabitur ist mit allen Wassern gewaschen!“, so sein Fazit.

Eine große Rolle spielten in dieser Zeit sein Bruder und dessen Freunde, die bereits verschiedene Stoffe wie Kokain usw. konsumierten. Er probierte Speed und die Partypille Ectasy, hatte mit 17 schon mehrere Anzeigen wegen Einbruch erhalten und musste mit 18 Jahren erstmals für 2,5 Jahre ins Gefängnis. Die Trennung von seinem Sohn aufgrund der Haft sei für ihn schwer zu ertragen gewesen und hätten ihn in eine tiefe Depression gestürzt, berichtete er. Dessen ungeachtet konsumierte er weiterhin Drogen. Seine psychische Verfassung war in dieser Phase sehr labil. Zahlreiche Versuche, einen Entzug zu schaffen, scheiterten immer wieder.
Schließlich ist es ihm gelungen, mit Hilfe einer Substitutionstherapie und mit Unterstützung durch medizinische Fachkräfte einen Weg zurück in die „Normalität“ zu finden.

Dieser sehr persönliche Bericht über die Lebensgeschichte eines Suchtkranken beschrieb mögliche Ursachen für die Erkrankung und zeigte den Jugendlichen, die sehr aufmerksam zu hörten, welche Folgen ein krankhafter Konsum von psychoaktiven Stoffen hat. Viele Fragen der Schülerinnen und Schüler in der anschließenden Diskussion machten deutlich, wie sehr das Thema sie bewegt hat.

Die Vermittlung von biologischen und medizinischen Fakten und Kompetenzen, die die eigene Persönlichkeit stärken, bildet den Mittelpunkt der schulischen Präventionsarbeit. So wird die weit verbreitete Verharmlosung der Thematik, die zum leichtfertigen Ausprobieren von verschiedenen Stoffen führt, erkannt.

Die Einstellung der Jugendlichen, zum Beispiel zum Cannabiskonsum, ist in dieser Hinsicht längst besorgniserregend. Aufklärung darüber wird zwar nicht verhindern, dass sie auf Grund von Neugierde oder Faszination am Verbotenen psychoaktive (illegale) Stoffe ausprobieren, so die Meinung von erfahrenen Therapeuten. Hinzu kommt, dass sie ihre eigenen Erfahrungen machen und sich von Ratschlägen der Erwachsenen abgrenzen wollen. Und schließlich seien psychoaktive Stoffe verschiedenster Art heute doch überall im unmittelbaren Umfeld erhältlich, so Matze.

Doch gerade deswegen ist Prävention durch Aufklärung wichtig, um junge Menschen vor einem Suchtverhalten zu schützen.
Die Hemmschwelle, gesundheitsgefährdende Substanzen auszuprobieren, ist sehr niedrig. Suchterkrankung ist ein weitreichendes gesellschaftliches Problem, wie der missbräuchliche Konsum von Alkohol und Zigaretten längst zeigt. Betroffen sind alle gesellschaftlichen Gruppen.

Und wie geht es Matze heute? „Ich werde mein Leben lang mit dem Suchtdruck umgehen müssen“, so Matze. „Jeder ist für sein Verhalten selbst verantwortlich, jeder trifft selbst die Entscheidung - dafür oder dagegen.“
Die Erfahrungen von Matze und Frau Brunner zeigten uns, wie wichtig eine intensive medizinische und soziale Unterstützung der Betroffenen ist. Sie machten das Ausmaß der physischen und psychischen Erkrankung durch Drogensucht mehr als deutlich.

Herzlichen Dank an Frau Nicole Brunner und Matze für ihr Kommen, ihr persönliches Engagement und den authentischen Erfahrungsbericht.

Sabine Koulo, OStRin
Dorothea Ziegler, OStRin, Präventionsbeauftragte

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