Schulgarten-Exkursion auf den Bio-Bauernhof Hutter in Adelschlag
Einen Bauernhof besichtigen? Ja, das wäre richtig schön.
Ich machte mich auf die Suche. Gut erreichbar mit öffentlichen Verkehrsmitteln sollte er sein und Kühe haben. Erstaunlich, wie wenig Milchbauern es rund um Ingolstadt (noch) gibt. Aber wir hatten großes Glück.
Wir, das sind 14 Schülerinnen und Schüler der Wahlfächer Schulgarten und Bienen und unsere Leiterinnen Petra Langscheid und Maria Werner. Am Freitag, 11. November, verstauen wir nach Schulschluss unsere Taschen in einem Klassenzimmer und beeilen uns, den Zug Richtung Eichstätt um 13.30 Uhr zu erwischen. Unser Ziel: der Bio-Bauernhof von Andreas und Gabi Hutter in Adelschlag.
Schon bei der Abfahrt am Bahnhof Ingolstadt ist es kalt und neblig. Nach kurzer Fahrt kommen wir an – und wünschten, der Wetterbericht hätte recht und die Sonne käme raus und würde uns noch ein wenig wärmen. Andreas Hutter hatte uns empfohlen, vom Bahnhof Adelschlag aus immer Richtung Kirchturm zu gehen. Sein Hof läge direkt gegenüber der Kirche. Leider ist weit und breit kein Kirchturm zu sehen – nur zäher Nebel. Gut, dass wir mit Hilfe unserer Smartphones den Weg zum Hutter-Hof ganz leicht finden.
Dort beeindruckte uns sofort das schöne Anwesen. Andreas Hutter erwartete uns schon.
Während uns die Hauskatze Mona neugierig um die Füße streicht, informiert er uns, dass er seit 2009 seinen Ackerbau und Milchviehbetrieb ökologisch bewirtschaftet.
Seither verzichtet er auf chemische Pflanzenschutz- und Düngemittel. Dabei helfen ihm auch sogenannte Leguminosen, die Bodenfruchtbarkeit zu erhalten. Das sind zum Beispiel Erbsen und Klee, die mit Hilfe der Knöllchenbakterien den Stickstoff aus der Luft binden.
Er baut Brotgetreide an – wie Dinkel und Weizen – und beliefert unter anderem die Hofpfisterei in München. Die Milch seiner fast achtzig Kühe vermarktet er in Geschäften und in Hofläden im Altmühltal. Sogar das Ingolstädter Westviertel
versorgt er. Außerdem kommt seine Milch in Flaschen an die Haustür – das gibt’s also nicht nur in englischen Schulbüchern...
Und der Strom für die Lieferfahrzeuge der Hutter-Milch kommt aus der eigenen Fotovoltaik-Anlage.
Wir dürfen einen Blick in die kleine Hof-Molkerei werfen. Hier wird die Milch pasteurisiert, also kurz auf 72 Grad erhitzt, und in verschieden große Plastik-Flaschen abgefüllt. Das Plastik sei frei von Weichmachern, so Hutter, zudem habe es viele Vorteile, es ist viel leichter und weniger zerbrechlich als Glas. „Aufgrund der Pasteurisierung bleibt die Milch etwa eine Woche lang haltbar. Oben setzt sich natürlicherweise Rahm ab, weil sie nicht homogenisiert wird. Beim Homogenisieren wird das Milchfett in ganz kleine Tröpfchen verteilt“, so Hutter, „so erhält sich ihr voller Geschmack“.
Auf dem Weg zu den Kühen begrüßt uns Camillo, der Hofhund. Außerdem dürfen wir die Esel Obelix, Mogli und Pumuckl und die Ziegen Franz und Sisi füttern.
Auf dem Hof gibt es auch jede Menge Hähne, die aus einer sogenannten „Bruderhahnaufzucht“ stammen. Das sind männliche Küken, die nicht als Legehennen dienen und früher kurz nach dem Schlüpfen getötet wurden.
Am Ortsrand, etwas abseits des Hofs, liegt der Kuhstall und eine angrenzende Weide.
„Kühe haben eine Wohlfühltemperatur von 4 Grad,“ erklärt uns Gabi Hutter, während wir frierend, aber interessiert den an allen Seiten offenen Freilaufstall der Milchkühe betrachten. Bei den Kühen läuft auch ein Stier mit. „Vor dem Stier muss man sich in Acht nehmen,“ warnt Gabi Hutter „es gab schon Stiere, die haben den Bauer oder die Bäuerin bei Stallarbeiten gegen eine Mauer gedrückt, weil sie ihre Kühe verteidigen wollten. Das kann schon mal übel enden.“
Die Kühe laufen sowohl im Stall umher als auch auf der über einen eigenen Weg zur Weide.
Das Futter für die Fleckvieh-Milchkühe, die alle (genetisch) hornlos sind, den Stier und der Nachzucht wächst auf den eigenen Feldern und Wiesen.
Auf dem Hutter-Hof übernimmt ein Melkroboter das Melken. Die Kühe bestimmen selbst, wann sie gemolken werden möchten. An einem am Fuß der Kuh festgebundenen Chip erkennt der Melkroboter welche Kuh er vor sich hat. Er zeigt auch an, welche Menge Milch sie die letzten Male gegeben hat,“ erklärt Andreas Hutter. „Beim Melken gibt’s Leckerlis, deshalb stehen die Kühe freiwillig an“, freut er sich.
Ob und wie oft eine Kuh zum Melken geht, hinge auch davon ab, wie lange es her ist, seit sie ein Kälbchen bekommen hat, so Andreas Hutter. Bevor die Kühe ein Kälbchen bekommen, werden sie „Trockengestellt“, das heißt sie werden bis zum Abkalben etwa sechs bis acht Wochen nicht mehr gemolken.
Die Kälbchen und ihre Mütter wohnen etwas abgetrennt vom Stall der Milchkühe, die laufend gemolken werden. „Bei uns auf dem Hof bleiben Mutter und Kalb nach der Geburt zusammen und werden nicht wie in der konventionellen Landwirtschaft sofort voneinander getrennt,“ erklärt Gabi Hutter. „Die Kälbchen trinken erstmal bei der Mutter die erste Milch nach der Geburt, die wertvolle Colostralmilch. Mit den darin enthaltenen mütterlichen Wachstums- und Immunstoffe bleiben sie gesund.“
Später kommen die Kälber in gruppenweise in Igluställe mit kleinem Auslauf, danach in kleine abgetrennte Ställe. Hier erden sie von Gabi Hutter mit Hilfe von Tränkeeimern gefüttert und können auch schon Heu knabbern.
Zum Schluss schenkt Andreas Hutter noch jedem von uns einen Becher wunderbarer, frischer Milch ein – lecker! Vielen Dank an die Familie Hutter!
Durchgefroren, aber voller neuer Eindrücke und mit natürlichem „Stallgeruch“ kehren wir am späten Nachmittag wieder zur Schule zurück.
Und vielleicht liegt die Temperatur beim nächsten Besuch näher an unserem Wohlfühlbereich =)
Maria Werner
(Fotos: Maria Werner, Petra Langscheid)