Oltre le Alpi/Jenseits der Alpen

Italienaustausch mit Cles wieder gestartet im Rahmen von ErasmusPlus

Endlich war es soweit: Nach drei Jahren Corona-Pause konnte unser Italienaustausch mit dem Liceo Bertrand Russell in Cles (Trentino) wieder stattfinden. In der Woche vor den Osterferien, vom 25.3. bis 1.4.2023, fuhren 18 Apianer:innen der 10. und 11. Klasse gemeinsam mit Frau Wiedekind und Frau Woidich ins schöne Nonstal nach Cles, inmitten der italienischen Dolomiten.

Das Rahmenprojekt „Oltre le Alpi/Jenseits der Alpen – unser gemeinsamer Natur- und Kulturraum in Mitteleuropa“

ErasmusPlus
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Immerhin hatte sich nach der langen „Zwangspause“ auch eine erfreuliche Neuerung ergeben: Die Fahrt nach Cles konnte für alle Teilnehmer:innen über das neue ErasmusPlus-Programm der EU finanziert werden. Aus diesem Grund war das Programm der Austauschfahrt im Unterschied zu früheren Fahrten auch etwas anders, stärker projektorientiert ausgerichtet, das gemeinsame Lernen mit den Partner:innen stand noch mehr im Vordergrund: Im Rahmen unseres Austauschprojekts „Oltre le Alpi/Jenseits der Alpen“ begeben sich die deutschen und italienischen Schüler:innen jeweils “jenseits der Alpen“, um den norditalienisch-süddeutschen Raum als einen gemeinsamen Natur- und Kulturraum in Mitteleuropa zu erfahren – trotz oder gerade wegen der geographischen Barriere der Alpen. Es soll insbesondere das Bewusstsein für die uns in Mitteleuropa – nördlich und südlich der Alpen – verbindenden Gemeinsamkeiten geschärft werden. Wir richten den Blick auf den gemeinsamen natürlichen Lebensraum und den seit Menschengedenken anhaltenden Kulturtransfer über die Alpen hinweg: sprachlich, ökonomisch, künstlerisch, politisch und geschichtlich. Bei der diesjährigen Fahrt nach Cles lag der Fokus speziell auf ökologisch-ökonomischen sowie interkulturellen Aspekten. Wir gewannen Einblicke in die Flora und Fauna, die ökonomische Nutzung und die ökologischen Fragilität des Alpenraums sowie Kenntnisse zum deutsch-italienischen Kultur- und Wirtschaftstransfer.
Bereits in Ingolstadt hatten wir daher zur „Vorbereitung“ schon eine kleine Aufgabe: Wir sollten uns auf Spurensuche nach Italien(isch) in Deutschland begeben, dazu Fotos machen und mit nach Italien nehmen. Wir stellten schnell fest, dass sich fast überall in Ingolstadt – in der Küche zu Hause, in der Stadt, im Supermarkt oder auf der Straße – allerhand italienische Produkte, Begriffe, Namen und Marken finden.

Einblicke in den alpinen Naturraum und den deutsch-italienischen Kulturtransfer

Nach der erfreulich unproblematischen Anreise wurden wir am Samstag, 25.3., sehr herzlich von unseren italienischen Partner:innen empfangen. Das Wochenende verbrachten wir in den Gastfamilien, unternahmen verschiedene Ausflüge und lernten uns – nachdem wir schon einige Wochen per Mail in Kontakt standen – endlich persönlich kennen. Natürlich waren jetzt unsere Italienisch- oder Englischkenntnisse gefordert, zum Glück sprachen aber unsere Partner:innen schon gut Deutsch, teilweise auch ihre Eltern.
Am Montag, 27.3., fuhren wir nach Trento, um das MUSE (Museum für Wissenschaften und den Alpenraum) zu besichtigen. Dort arbeiteten wir gemeinsam mit unseren Partner:innen in verschiedenen Workshops zu biologischen oder technischen Themen. Wir mikroskopierten, forschten zu Überlebensstrategien von Pflanzen, manche bauten sogar eine Rakete. Am Nachmittag hatten wir dann Zeit zur freien Verfügung. Wir erkundeten Trento und machten uns hier (wie zuvor schon am Wochenende) zusammen mit unseren Partner:innen nun auf Spurensuche nach Deutsch(land) in Italien. Auch in Trento wurde der intensive Kultur- und Warentransfer über die Alpen hinweg rasch augenfällig: deutsche Automarken, Namen und Begriffe begegnen einem auf Schritt und Tritt!
Dienstag, 28.3., war „Schultag“: Nach einer Schulhausführung besuchten wir zunächst den regulären Unterricht. Im Anschluss arbeiteten wir an unserem Fotoprojekt weiter. Wir gestalteten Plakate und Poster und thematisierten die kulturellen Differenzen, also Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten, die wir in den letzten Tagen in verschiedenen Alltagsbereichen bemerkt hatten: zu Hause in der Familie, im Blick auf Essen und Trinken, in der Schule oder auch unterwegs.
Am Mittwoch, 29.3., ging es dann direkt in die Natur. Wir fuhren ins benachbarte Val di Sole. Hier wurden wir auf ganz besondere Weise gefordert. Wir lernten elementare Überlebensstrategien in der Wildnis kennen, z. B. Kräuter, die das Durstgefühl hemmen, und mussten in Teamarbeit, angeleitet von erfahrenen Wald- und Bergführern, verschiedene Aufgaben lösen. So war es sicherlich eines der größten Erfolgserlebnisse der Woche, als es uns gelang, nur mit einem Feuerstein und gesammeltem Brennmaterial ein Feuer zu entfachen und auch am Brennen zu halten. Das gemeinsame Pizzaessen am Abend hatten wir uns mehr als verdient.

Landwirtschaftlich-ökonomische Nutzung des Nonstals: lokale Genossenschaften, internationale Vertriebswege und Probleme der Monokultur

Am Donnerstag, 30.3., und Freitag, 31.3., erhielten wir dann genauere Einblicke in die ökonomische Nutzung der agrarisch geprägten Alpenregion. Wir besuchten die genossenschaftlich organisierten Unternehmen MondoMelinda (Apfelanbau), Trentingrana (Käseherstellung) und Rotari/Mezzocorona (Weinkellerei). Ein Highlight bei der Besichtigung des Apfel-Konsortiums MondoMelinda war neben der vollautomatisierten Apfel-Selektion sicherlich das „Golden teatro“ – eine virtuelle 3D-Reise in die weltweit einmaligen unterirdischen Apfel-Lagerstätten 275 Meter unter den Apfelplantagen. In der Käserei wurden wir unter anderem zu „Experten“ in Sachen Qualitätskontrolle: Wie erklopft bzw. hört oder „erriecht“ man die Qualität eines gigantischen, 38 Kilogramm schweren Käseleibs? Wir haben zur Sicherheit auch gekostet: Ottimo! In der Weinkellerei lernten wir insbesondere die sehr komplexe und aufwändige Herstellung von Schaumwein kennen.
Am Freitagnachmittag dann der Abschluss unseres Fotoprojekts zum Kulturtransfer: Wir präsentierten unseren Partner:innen in einer kleinen Ausstellung unsere Poster und Plakate und tauschten uns mit ihnen über unsere Beobachtungen zu den kulturellen Differenzen aus. Häufige Gesprächsthemen waren der Samstagsunterricht in Italien oder auch die italienischen „Mammonis“: Sehr oft wohnen die italienischen „Kinder“ noch im Alter von 25-30 Jahren bei ihren Eltern. Zu guter Letzt gestalteten wir mit unseren Partner:innen noch gemeinsam eine „capsula del tempo“ – eine Zeitkapsel bzw. Flaschenpost. Wir schrieben gewissermaßen Briefe an die Zukunft über unsere Erlebnisse, Hoffnungen und Ideen für künftige Teilnehmer:innen an diesem Austauschprojekt.
Am Samstag, 1.4., in der Früh ging es dann wieder zurück nach Ingolstadt. Der Abschied nach der erlebnisreichen Woche, in der viele Freundschaften geschlossen wurden, fiel nicht leicht. Zum Glück sehen wir uns im Juni in Ingolstadt wieder. Arrivederci!

“Es war toll, in einem anderen Land ‘alleine’ Erfahrungen zu sammeln und die Kultur und eine neue Familie kennenzulernen. Die Sprachbarriere war am Anfang ein bisschen einschüchternd, aber im Endeffekt hat es dann mit Englisch, Deutsch, Händen und Füßen doch ganz gut geklappt und zu lustigen Konversationen geführt.”
Clara Ziechnaus (10b)

Man lernt mal ganz andere Dinge als in der Schule, sei es die Verständigung mit der Gastfamilie oder neue kulinarische oder landschaftliche Eindrücke. Der Einblick in das Schulsystem und den Unterricht dort waren auch sehr interessant. Besonders Stadt-Land-Fluss oder der Deutschunterricht haben viel Spaß gemacht.
Helena Heise (10d)

Der Austausch war gut, da man offener für neue Menschen und Kulturen wird. Es war auch sehr witzig, neue italienische Wörter zu lernen.
Linda Hörner (10b)

Es war eine tolle und wertvolle Erfahrung, die uns lange im Gedächtnis bleiben wird. Vor allem da wir abseits des touristischen Italiens waren, konnten wir das wahre italienische Leben und die italienische Kultur, jenseits von Pizza&Pasta, kennenlernen. Anfangs hatten wir Sorge, wie unsere Gastfamilien sein würden, doch uns wurde schnell bewusst, dass all unsere Sorgen unnötig waren. Unsere Gastfamilien haben uns herzlich aufgenommen und uns in ihren Familienalltag miteingebunden. Die schönsten Erlebnisse für uns waren der Besuch in Trento, die Besichtigung der Weinkellerei und das gemeinsame Abendessen in der Pizzeria. Wir nehmen viele wichtige Erfahrungen und schöne Erinnerungen mit nach Hause. Auch wenn beim Abschied viele Tränen geflossen sind, freuen wir uns schon sehr, wenn die Italiener:innen nach Deutschland kommen und wir ihnen unsere Kultur näher bringen können. Das wird bestimmt nicht das letzte Mal gewesen sein, dass wir in Cles waren.
Mia Haas (10d) und Nina Pfaffelhuber (10e)

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