07.07.2024
Das Frühjahr begann heuer warm. Ende März 2024 blühten bereits die Kirschbäume, Anfang April folgten die Apfelbäume – damit begann der phänologische Vollfrühling fast vier Wochen früher als im Mittel der letzten 30 Jahre. Auch die Rapsfelder leuchteten bereits gelb. Aber dann folgte mehrere Wochen Eiseskälte, Regen und Schnee, richtiges Aprilwetter. Unsere Bienen verbrauchten ihren bereits eingetragenen Honigvorrat für sich selbst und die junge Brut. Gut, dass uns der Mai mit angenehmeren Temperaturen entschädigte. Die Bienen verschmerzten die Kälte. Die Königin legte wieder Eier und die junge Brut entwickelte sich gut. Es gab satt Nektar und Pollen aus der wiedereinsetzenden Raps-, Obst- und Robinienblüte. Insbesondere letztere bringt besonders milde und langanhaltenden flüssigen Honig. Wohingegen Rapshonig schnell aus den Waben soll, sonst wird er steinhart in den Aufbewahrungskübeln.
Wir freuten wir uns auf die aufregende Zeit der ersten Honig-Ernte.
Wenn die Waben gut verdeckelt sind und der Wassergehalt weniger als 18 % beträgt drängt die Zeit für die Ernte. Ansonsten wird es eng im Bienenvolk und die alte Königin verlässt mit einem großen Teil ihres Staates, um ein neues Volk zu bilden. Beim Schwärmen nehmen sie viel Honig als Wegzehrung mit. Beides wollten wir vermeiden.
Der beste Termin bot sich Ende Mai an in den Pfingstferien. Sehr zum Leidwesen einiger Schüler unserer Imker-Gruppe (gut, dass wir im Juli ein zweites Mal schleudern). Glücklicherweise vermieden wir dadurch die Regentage Anfang Juni und das danach folgende Hochwasser, das auch die Ingolstädter Region betroffen hatte. Unsere Bienen waren aber erfreulicherweise nicht bedroht.
Schön, dass genügend „Bienen-Kinder“ trotz Ferien Zeit hatten. Manche kamen sogar kurzfristig aus dem Urlaub zurück. Zusätzlich unterstützte uns ein Papa. So konnten wir an einem wunderbar sonnigen Tag, am Sonntag, 26. Mai unseren Honig ernten.
Bevor wir schleuderten, überprüften wir den Honig, ob er schon erntereif war. Erst machten wir eine Spritzprobe mit den äußeren unverdeckelten Waben aus dem Honigraum. Da nichts tropfte, nahmen wir das Refraktometer. Mit dessen Hilfe sieht man den genauen Wassergehalt. Unser Honig hatte etwa 17 % Wasser. Das passte.
Dann holten wir die vollen Honigrähmchen aus dem Bienenvolk. Mit einem kleinen Besen kehrten wir die anhängenden Bienen ab. Sonst stören diese und hätten uns womöglich beim Schleudern gestochen. Pauline erlitt mindestens vier Stiche in die Finger. Obwohl es äußerst schmerzhaft war, ließ sie sich fast nichts anmerken 😊. Wir anderen hatten Glück, darüber hinaus wurde niemand gestochen.
Unser Teamwork funktionierte bestens. Wir bildeten eine „Kette“ und gaben die bienenfreien Rähmchen an den nächsten aus unserer Gruppe weiter. Sie kamen in eine vorbereitete Kiste, die auf einem Schubkarren stand. War diese voll, fuhren wir damit sofort in die Kellerwerkstatt. Sonst hätten sich die Bienen ihren Honig zurückgeholt.
In unserer Kellerwerkstatt entdeckelten wir die Rähmchen. Das heißt, dass der Wachsüberzug mit einer Entdeckelungsgabel vorsichtig entfernt wurde. Das ist eine ziemlich klebrige Angelegenheit.
Die entdeckelten Waben stellten wir in den Wabenkorb der Schleuder. Man musste gefühlvoll, aber doch kräftig mit der Hand kurbeln, damit die Waben nicht zerbrechen. Durch die Zentrifugalkraft spritzte der Honig an die Innenwand der Schleuder und lief daran herab. Über einen Auslaufhahn lief der Honig nach außen ab.
Als alle Rähmchen ausgeschleudert waren, probierten wir unseren frischen Honig. Butterbrot mit Honig war besonders lecker. Es schmeckte fantastisch, hmmm 😊.
Ums Abspülen und Reinigen der klebrigen Gerätschaften kamen wir nicht herum. Das war sehr anstrengend und dauerte gefühlt länger als die Schleuder-Aktion.
Die ausgeschleuderten Rähmchen hängten wir vorsichtig zurück in die von den Bienen verketteten leeren Plätze in den Beuten.
Wir freuen uns schon auf das nächste Mal Honigschleudern.
Maria Werner, Betreuerin des Wahlfachs Bienen und Natur, Juni 2024