LK Wirtschaft und Recht im Amtsgericht Ingolstadt

Am 30. April 2009 traf sich der Leistungskurs Wirtschaft und Recht um 8.45 Uhr vor dem Amtsgericht Ingolstadt, um einen Vormittag lang an den öffentlichen Verhandlungen teilzuhaben und somit auch Erfahrungen zu sammeln.
Nachdem alle Kursteilnehmer eingetroffen waren, gingen wir zusammen mit unserer Kursleiterin, Frau Rost, zu dem ausgeschriebenen Sitzungssaal. 

Als Erstes wurde eine Strafsache wegen unterlassener Unterhaltspflicht verhandelt. Der Angeklagte soll der Anklageschrift zufolge über Monate hinweg keinen Unterhalt an seine minderjährige Tochter gezahlt haben. Nach einem ausgiebigem Verhör des Angeklagten und einer kurzen Unterbrechung, in welcher der Richter, der Staatsanwalt und die Verteidigerin sich zu einer Beratung außerhalb des Sitzungssaales zurückzogen, wurde der Angeklagte zu 90 Tagessätzen à 10 € verurteilt. Besonders anschaulich und nachvollziehbar war das ausführliche Schlussplädoyer des Staatsanwaltes und die Urteilsbegründung des Richters, bei der wichtige Sachverhalte in unserem Rechtssystem hervorgehoben wurden.

Nach dem ersten Fall ging es sofort mit der zweiten Verhandlung des Vormittages, nämlich einer Urkundenfälschung weiter. Bei diesem Verfahren war uns der Sachverhalt leider nicht gleich klar, da es oft akustische Probleme aufgrund der Entfernung und der teilweise schnellen und undeutlichen Sprechweise der Beteiligten gab. Besonders bei der Verlesung der Anklageschrift wurde deutlich, welche Sachkenntnis Juristen haben, da sehr schnell gelesen wurde und für Zuschauer, die kein genaues Hintergrundwissen des Falles haben, einiges schwer verständlich war. Allerdings konnte man im Laufe des Gespräches rasch den "roten Faden" finden und somit auch trotz akustischer Probleme aufmerksam den Verhandlungen folgen.

Unser letzter Fall handelte von straffälligem Verhalten im Straßenverkehr. Der Angeklagte soll trotz Überholverbotes in einer unübersichtlichen Kurve einen PKW überholt und andere Verkehrsteilnehmer somit erheblich gefährdet haben. Ein entgegenkommendes Fahrzeug musste demzufolge stark abbremsen, jedoch konnte dabei eine Kollision mit dem Bordstein trotz der schnellen Reaktion des Fahrers nicht verhindert werden. Hier war besonders auffallend, dass sich die Version des Angeklagten sehr stark von der Anklageschrift abhob und teilweise unglaubwürdig klang. Auch bei der Beweisaufnahme und der Vernehmung des Zeugen wurden Unstimmigkeiten deutlich. Das Gericht und der Staatsanwalt betonten immer wieder, dass sie dem Angeklagten wenig Glauben schenkten und appellierten an dessen Geständnis. Letzten Endes wurde dieses Verfahren vertagt und soll mit weiteren Zeugen Mitte Mai fortgeführt werden.

Erschreckend war für die meisten von uns das teilweise sehr lange Vorstrafenregister der Angeklagten.

Allgemein kann man sagen, dass dieser Tag für alle Teilnehmer sehr interessant war. Nicht zuletzt durch die ausführlichen Schilderungen des Richters und des Staatsanwaltes wurde uns klar, wie ein Strafverfahren abläuft und worauf bei der Urteilsfindung geachtet wird. So wurde dem Leistungskurs Wirtschaft und Recht anhand einiger anschaulicher Beispiele gezeigt, was es heißt, Gerechtigkeit verwirklichen zu wollen und damit die Rechtsordnung durchzusetzen und den Rechtsstaat zu schützen.

Anita Hirsch, K12

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