Am 24.03.2010 stand für den LK Physik ein Besuch im Beschleunigerlabor und im Forschungsreaktor in Garching auf dem Programm:
Bisher kannten wir flinke Teilchen und kernige Reaktionen nur aus trockenen Klausuren. Heute jedoch stehen wir einem echten Teilchenbeschleuniger und einem Kernreaktor leibhaftig gegenüber!
Die Anfahrt des Physik-Leistungskurses nach Garching verläuft schon einmal reibungslos, was für uns ein gutes Zeichen dafür ist, dass wir die wohl gehütete Forschungseinrichtung auch wieder gesund und unkontaminiert verlassen werden, auch wenn ein Mitglied bis kurz vor Abfahrt mit hartnäckiger Abwesenheit glänzt.
In Garching angekommen erwartet uns auf einem riesigen, von Studenten und Baustellen bevölkerten Areal vor allem eines: ein sage und schreibe 25 Meter langer Teilchenbeschleuniger, der uns mit all seinen Magneten und Spulen in Erstaunen versetzt. Dabei ist dieses moderne Kunstwerk aus Kupfer und Edelstahl sozusagen noch ein winziger Vertreter seiner Art, denn, wie uns unser freundlicher Begleiter vor Ort erklärt, bringt es sein großer Bruder in der Schweiz auf einen stolzen Umfang von 27 Kilometern. Dennoch bietet auch unser beeindruckendes Exemplar in München diverse Kuriositäten, angefangen von einem Massenspektrometer namens GAMS, bis zu einem Rasterionenmikroskop mit dem Decknamen SNAKE.
Um uns so richtig in die Lage von Ionen, Elektronen und Neutronen zu versetzen, dürfen wir anschließend noch ein wenig Teilchen in Echtzeit beschleunigen. Dabei überraschen uns nicht nur unsere eigenen Physikbowlingfähigkeiten und die wunderbare Holzmaserung des Beschleunigers (daraus besteht natürlich nur unser Modell), sondern wieder einmal die geniale Plastizität mit der auch die kompliziertesten physikalischen Errungenschaften dargestellt werden können.
Nach einem ausgiebigen, allerdings für den Großteil der Gruppe zu dürftigen Mittagessen in der Studentenmensa geht es augenblicklich auch schon weiter zum Forschungsreaktor.
Der Vorgänger dieses Exemplars ist mittlerweile außer Betrieb, dank seines futuristischem Designs jedoch steht das größte Überraschungsei Münchens zum Glück unter Denkmalschutz. Vielleicht findet man ja etwas dunkle Materie in jedem siebten Ei?
Doch dann geht es auch schon los und wir dürfen die ehrwürdigen Hallen der Kernphysik betreten: neben ernst dreinblickenden Sicherheitsbeamten erwarten uns auch schon zwei eifrige Ingeneure, die uns erst einmal durch die peinlich genauen Sicherheitsvorschriften führen. Nachdem also jeder rundherum gefilzt und für würdig befunden wurde, dürfen wir uns mit todschicken, marineblauen Überschuhen bewaffnet durch eine Schleuse in das Allerheiligste begeben.
Dort offenbart sich uns ein Anblick, der die meisten zunächst etwas an ein hochtechnisiertes Schwimmbad erinnert. Schnell wird uns aber klar, dass die bis zu zehn Meter hohe Wassersäule nicht zur körperlichen Ertüchtigung der Forscher dient, sondern u. a. die Strahlung der Brennstäbe abschirmt. Diese kosten übrigens ca. 1 Million Euro pro Stück, was manche von uns dazu bewegt ab jetzt nur noch in hoch angereichertes Uran zu investieren.
Die Angst vor übermäßiger Strahlung wurde uns übrigens gleich am Anfang durch den dezenten Hinweis auf die radioaktive Wirkung von Zigaretten genommen, und so können wir beruhigten Gewissens, aber schmerzender Lunge unsere Reise fortsetzen.
Der Rest unseres Rundgangs führt uns anschließend durch den unteren Teil des Gebäudes, der zu Forschungszwecken dient (die Forschungszeit dafür kann man sogar "anmieten"). Am Schluss jedoch muss noch einmal jeder von uns auf eine etwaige Kontamination überprüft werden. Zum Glück aber muss niemand kahl geschoren werden und selbst die eifrigsten Nachwuchsforscher unter uns können davon abgehalten werden, ein strahlendes Andenken mitzunehmen. Schließlich werden wir durch weitere Schleusen dann wieder in die Freiheit entlassen.
Alles in Allem blicken wir auf einen gelungenen, lehrreichen Ausflug mit weniger Verständnislücken als wir befürchtet und mehr leidenschaftlichen Physikern als wir erwartet hatten, zurück.
Wir danken vor allem Herr Niedermeier, der sich für uns einen ganzen Tag Zeit genommen und sich sogar in der Mittagspause der übermäßigen Macht der Photonen ausgesetzt hat - und das alles aus Liebe zu seinem Physik Leistungskurs.
Am Ende bleibt für uns nur zu hoffen, dass auch der folgende und letzte Leistungskurs im Fach Physik diesen Ausflug wird genießen dürfen und wir wünschen ihm schon jetzt viel Spaß.
Julia Grauvogl, LK Physik (K13)