"We have a dream" - Erfindermesse iENA 2011

Die Beschreibung der Sechstklässer Jan-Philipp Gutz und Philip Bock mag beim Zuhörer das Gefühl auslösen, auf einem Adler über Land zu fliegen: Für Sekunden meint man, in einer zum lebendigen Flieger erwachten Maschine zu sitzen, deren Flugklappen sich vor der Landung auseinander ziehen lassen, um den Flug zu beschleunigen oder zu bremsen.

Erfindermesse iENA 2011

"Man" kann damit viel Kerosin sparen, "sagt einer der Elfjährigen lakonisch und der andere erklärt: "Am Beispiel der Balsagleiter wurde bestätigt, dass die Flugsicherheit erhöht wird. Bei der Landung werden die Bremsklappen entlastet. Die Eagle-Wings sind eben sehr beweglich."

Bevor wir den Stand der beiden Schüler des Apian-Gymnasiums verlassen, ist es ihnen wichtig, grundsätzlich etwas über ihre Anwesenheit auf der iENA Erfindermesse zu sagen. Schließlich haben Sie im Erfinderclub des Apian-Gymnasiums Ingolstadt Zeit und Mühe investiert, um überhaupt an der Erfindermesse in Nürnberg teilnehmen zu können. "Mit unseren Erfindungen möchten wir vielen Menschen den Alltag erleichtern."

Am Nachbarstand begrüßen uns zwei Schüler des Joseph-von-Fraunhofer-Gymnasiums Cham, mit dem das Apian-Gymnasium einen regelmäßigen Austausch zu Erfindungen pflegt. Stefan und René gehen in die 10. Klasse. Sie präsentieren ein Bahnübergangsfunkwarnsystem, kurz "BÜF". René‘s Vision ist, dass einmal alle Autos mit einem solchen System ausgestattet werden. Im KFZ wird dann ein Warnsignal eines kreuzenden Zuges empfangen. Auf die Frage, ob das System auch vor einem Zebrastreifen bei kreuzenden Fußgängern funktioniert, versichern die beiden, dass sie sich des Problems annehmen werden.

Dann wieder ein Stand der Ingolstädter. Die Geschwister Stamp haben ein Kontrollsystem, das sog. "Home Water Control System" erfunden. "Auslöser war ein Leitungsbruch beim Nachbarn", erzählt Michael Stamp, der am Apian-Gymnasium die 11. Klasse besucht. "Die Nachbarfamilie war im Urlaub, als es in ihrem Haus einen Wasserrohrbruch gab. Als sie nach einer Woche zurückkam, musste ein Schaden von mehreren Tausend Euro behoben werden". Die findigen jungen Leute überlegten sich eine Abhilfe: Das "Home Water Control System" zeigt einen permanent sinkenden Druck an, der bei Leitungsbruch entsteht und sperrt sofort die Wasserzufuhr. So bleibt die Mauer trocken und es wird verhindert, dass große Wassermengen ungenutzt in den Kanal ablaufen.

Erfindermesse iENA 2011

Die Erfindungen der Gymnasiastinnen und Gymnasiasten finden das Interesse der Staatssekretärin Katja Hessel vom Bayerischen Staatsministerium für Wirtschaft und Technologie. Ihr ist es wichtig, dass Jugendliche, insbesondere auch Mädchen, auf der iENA ein Podium finden und sich für Ingenieurberufe interessieren. Dass jugendliche Erfinder einen vertieften Einblick in technische Vorgänge bekommen, zeigt vor allem die Verleihung des "i hoch 3" Preises, die am Nachmittag Herr Ministerialrat Dr. Ulrich Romer, der Vertreter des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie, vor zahlreichem Publikum durchführt. Bei seiner Festrede hebt er das kreative und innovative Potential der Jugend als nachwachsender Generation für den Wirtschaftsstandort Deutschland hervor. Wissen und Können auf technischem Gebiet sei die wichtigste Ressource für die Zukunft. Das Apian-Gymnasium erreichte bei "i hoch 3" den zweiten Platz in der Kategorie "Jugend" mit der Ampelanlage von Tobija Esra Herrmann. Die von der Helligkeit abhängige Dimmung der Ampel bewirkt mehr Sicherheit im Verkehr und hohe Stromeinsparung.

Erfindermesse iENA 2011

Studiendirektor Günther Bergmeier, der langjährige Leiter des Erfinderclubs am Apian-Gymnasium, zeigt sich mit den diesjährigen Ergebnissen "seiner" Erfinder sehr zufrieden. Gerade im Alter zwischen 11 und 14 Jahren seien Spontaneität, Motivation und Kreativität sehr hoch, also beste Voraussetzungen zum Nachdenken, Forschen und Problemlösen. Viele junge Erfinder haben das Ziel, anderen Menschen mit ihren Erfindungen im Alltag zu helfen und sind motiviert, die Entwicklung im eigenen Land voranzutreiben. Erfindungen entstehen meist nicht im stillen Kämmerchen, sondern in Gesprächen mit Fachleuten und anderen Erfindern oder auch mit Besuchern. Die iENA in Nürnberg bietet ein ideales Gesprächsforum und eine Anlaufstelle für Präsentation bis hin zur Vermarktung. Auf der iENA zeigen die Mädchen und Jungs ihre Kompetenzen auch in kommunikativer, sozialer, und wirtschaftlicher Hinsicht. Sie wenden Kenntnisse aus dem Erfinderclub, zum Beispiel zur Patentrecherche oder Vermarktung an.

Eine Frau, die vor dem Stand der Schülerinnen Juliane Uhl und Sarah Zachmann, beide aus der 8. Klasse, steht, ist begeistert. "Ganz toll was ihr hier macht!" Die beiden stellen ihr "Reisekombi" vor, eine Tasche, die in zwei Teile getrennt werden kann, von denen einer als Hygienetasche für das Handgepäck, zum Beispiel bei Flugreisen, verwendet werden kann.

Trotz der Begeisterung vieler Besucher und der Lehrkräfte ist heuer eine Anspannung und Sorge zu spüren. Am Rande des Ausstellungsareals der SIGNO- Erfinderclub-Plattform, zu der auch der Erfinderclub des Apians gehört, treffen sich die Jugendlichen und Lehrkräfte verschiedener Schulen aus mehreren Bundesländern. Es gibt ein Thema, das sie überaus beschäftigt: Die Förderung des SIGNO- Projekts des Bundesministeriums für Wirtschaft und Technologie endet mit dem 31.12.2011. Die Förderung, die seit Jahren - auch unter dem Vorgängerprojekt INSTI - existiert, wird es in Zukunft so nicht mehr geben.

Erfindermesse iENA 2011

Die Hoffnung der Erfinderinnen und Erfinder des Apian-Gymnasiums ist, dass ihre Erfindungen und ihr Engagement als ein Beitrag über die iENA hinaus verstanden werden. Der Traum vom Weiterbestehen der "Erfinderschule" Apian-Gymnasium soll in Erfüllung gehen. So wünschen sie dem Leiter des Erfinderclubs, Herrn StD Bergmeier, natürlich zwar alles Gute für den bevorstehenden Ruhestand, hoffen aber, dass er die Mitglieder des Erfinderclubs weiterhin betreut bis ein Nachfolger gefunden ist.
Acht von zehn Erfindungen des Erfinderclubs wurden am 29. Oktober mit dem iENA Award ausgezeichnet:
Die Bronzemedaille erhielten Juliane Uhl und Sarah Zachmann, 8. Klasse, für den "Reisekombi" sowie Carina Kleemann, 6. Klasse, für das "Rollerschloss", das den Diebstahl von Rollern verhindert, ferner Samuel Gahn und Sebastian Mölder, beide Klasse 7, für ihren "Badewassereinlaufstopp".
Die Silbermedaille ging an Alexander Wilke, Klasse 6, für "SchnittEx" eine Schutzvorrichtung für Schläuche und Kabel.
Vier Goldmedaillen-Erfindungen stellte das Apian-Gymnasium Ingolstadt in diesem Jahr:
Michael Wilke, Klasse 6, wurde für seine" Beleuchtung für Türschlösser mittels einer Solarzelle" ausgezeichnet. Die "Eagle-Wings” an Flugzeugen brachten Philipp Bock und Jan-Phillip Gutz, beide Klasse 6, Gold. Auch Elias Büdel und Julius Rost, beide Klasse 6, konnten mit dem mit "Airbag für Blackbox" die Jury überzeugen.

Erfindermesse iENA 2011

Die Geschwister Julia Stamp, Kl. 8 der Wirtschaftsschule Ingolstadt, und Michael Stamp, Q11, gewannen für das System "Home- Water -Control" die höchste Auszeichnung in Gold und den Publikumspreis.

Erfindermesse iENA 2011


Der Abschied von der iENA fällt den Erfinderinnen und Erfindern heuer besonders schwer, weil es für sie ungewiss ist, ob oder wie es in Zukunft mit der Förderung von Erfindungen an der Schule weitergehen wird. Was zumindest für den Moment bleibt, sind die vielen Eindrücke von der iENA, einer weltweit angesehenen Messe und der Traum vom Weiterleben ihrer "Erfinderschule".

Manuela Kürzinger OStRin und Michael Stamp, Q 11

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