Rüdiger Woog liest am Apian- Gymnasium

"Schreibverbot?" - Wie wenn man mir die Luft zum Atmen nehmen würde!"

Einem Schriftsteller begegnen, der am Apian-Gymnasium im Jahr 1992 das Abitur abgelegt und inzwischen vier Romane publiziert hat, der als Erfolgsautor bezeichnet wird und dem man bei der Lesung seiner eigenen Texte zuhören und ihm dann auch noch alle möglichen Fragen stellen kann - das ist in der Tat ein nicht alltägliches Programm für eine Doppelstunde im Fach Deutsch für ca. 70 Schülerinnen und Schüler der Q 11.

Rüdiger Woog liest am Apian- Gymnasium

Zunächst" wird der Autor kurz vorgestellt:

Aufgewachsen im Altmühltal, nach dem Abitur am "Apian" Studium in Germanistik und Romanistik, heute Lehrer an der "inlingua - Sprachschule" Ingolstadt, dort auch für die Entwicklung von Lernmaterial zuständig, Vater von zwei Kindern und dazu noch Erzähler aus Leidenschaft und Verfasser des historischen Romans "Die verwandelte Zeit" (2006), des aktuellen Entwicklungs- und Künstlerromans "Das hellgrüne Rentier" (2012) und eben von zwei Krimis: "Der Einschläfer" (2008) und "Der letzte Gig" (2010).

Ein aktueller Grund für die Einladung an Rüdiger Woog ist der Schreibwettbewerb des Kulturamtes Ingolstadt ("Schanzer Schülerinnen und Schüler schreiben Kriminalgeschichten"), denn wer könnte junge Menschen wohl eher zum Schreiben motivieren als ein ehemaliger "Apianer", der heute begeistert und begeisternd selber Krimis schreibt?

Rüdiger Woog liest am Apian- Gymnasium

Und Rüdiger Woog nimmt diese Herausforderung an. Konzentriert führt er in das Thema "Kriminalgeschichte" ein. Die aktuelle Kriminalstatistik in Bayern wird ebenso angesprochen wie die Aufklärungsquote von Verbrechen und die Tätergruppen.

Im Internet stehen "Regiokrimis" zur Zeit ganz oben, wenn in Suchmaschinen nachgesehen wird. Aber das ist nicht der Grund, warum Rüdiger Woog die Handlung seiner Romane im Altmühltal im Gebiet um Kelheim und Regensburg ansiedelt. Wichtig ist es ihm, dass er als Autor hier jeden Stein kennt, dass also die Umstände, das "Ambiente" wie man heute so gerne sagt, genau stimmen, sodass die Handlung für den Leser letztlich auch nachvollziehbar und realistisch erscheint.

Und so beginnt die eigentliche Lesung mit der Fahrt auf einem Schiff der Kelheimer Personenschifffahrt an einem Oktobermorgen in Richtung Weltenburg. Ruhig und konzentriert liest der Autor den Anfang seines ersten Krimis , eindringlich und genau ist die Sprache, und nachdem auch einige humorvolle Beschreibungen von Personen bei den Zuhörern etwas schmunzeln bewirken, taucht überraschend die erste Leiche auf, die an der Steilwand bei Weltenburg offensichtlich zum Auffinden "inszeniert" wurde. Der Regensburger Hauptkommissar Leo Dietz wird mit dem Fall betraut, und schon ist der Leser inmitten der spannenden und fesselnden Krimihandlung.

Auch bei der Lektüre aus dem zweiten Krimi fällt es Rüdiger Woog nicht schwer, die Zuhörer in den Bann seines Erzählens zu bringen: Die Perspektive wechselt, der Leser wird in einen Alptraum des Täters hineingezogen und denkt womöglich darüber nach, dass manche eigenen Träume unvermutete Inhalte und Wirkungen haben.

Dann die Fragen der Schülerinnen und Schüler:

Zwei Jahre vergehen meist vom Beginn des Schreibprozesses bis zum Druck, historische Romane verlangen gründlichere Recherchen als Krimis, bei den Details auf dem Cover kann der Autor mitbestimmen, er arbeitet zur Zeit an zwei Romanen, die eigene Familienmitglieder tauchen nicht in seinen Büchern auf, so antwortet Rüdiger Woog offen und überzeugend auf alle Fragen.

Doch dann spürt der Zuhörer, dass dieser Autor wirklich Mut machen möchte, selbst zu schreiben, diesen "Schreibdrang" nicht zu unterdrücken, und auf Fragen, wie man selber einen Verlag finden kann, verweist er auf kleinere Häuser und gibt auch praktische Tipps.
Und dann der eindringliche Appell mit einem deutlichen Plädoyer:
Gerade heute, wo das Buch sich offensichtlich in der Krise befindet, ist es wichtig, seine Vorzüge dem Film gegenüber zu sehen, denn hier kann ich meine eigene Fantasie "ausleben", hier entstehen im Kopf meine eigenen Bilder, die nicht von der Filmindustrie vorgeprägt sind.

"Lasst euch also nicht die eigene Fantasie klauen, lehnt euch gegen die schnelle ‚Lösung‘ auf, wenn die Wahl zwischen Film und Buch besteht, lest und lasst euch dieses Leseerlebnis nicht nehmen!"

Rüdiger Woog liest am Apian- Gymnasium

Dieses Plädoyer ist intensiv, gefällt natürlich auch den anwesenden Deutschlehrern, aber es ist vor allem vor dem Hintergrund einer durchaus realistischen Einschätzung der Wirkung digitaler Medien heute formuliert. Und so verweist der Autor auch kurz darauf, dass seine Romane auch als E-Book greifbar seien.

Dann noch das persönliche Bekenntnis: "Wenn ich Schreibverbot bekäme, das wäre, wie wenn man mir die Luft zum Atmen nehmen würde".

Wie viele der Anwesenden wohl am Schreibwettbewerb des Kulturamtes der Stadt Ingolstadt teilnehmen werden? Mitte März 2013 ist Abgabeschluss.

Andreas Betz, StD

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