Helikopter-Eltern

Vortrag von Herrn Kraus am 21.10.2014 im gut besuchten Musiksaal des Apian-Gymnasiums

Herr Kraus ist u. a. Präsident des deutschen Lehrerverbandes und Buchautor. Er war selbst als Referendar in Ingolstadt am Apian Gymnasium tätig und leitet seit 1995 ein Gymnasium in Vilsbiburg. In seinen Vortrag ließ er Erzählungen von Erziehern, Busfahrern, Pfarrern, und Kinderärzten und natürlich seine eigenen Erfahrungen einfließen.

Vortrag "Helikopter-Eltern"
Vortrag "Helikopter-Eltern"

Er sieht in den Helikopter-Eltern ein gesellschaftliches Problem, das nicht nur Deutschland betrifft. Nach Schätzungen von Herrn Kraus dürften circa 1/3 der Eltern unter dem Begriff „problematische Eltern“ fallen. Insgesamt 1/6 der Eltern sind diejenigen, die sich überhaupt nicht um ihre Kindern kümmern. Diese Kinder kommen vor allem aus sozialen Brennpunkten, es sind die Bildungsverlierer Deutschlands. Ca. 1/6 aller Eltern sind die sogenannten Helikopter- Eltern, die sich bei ihren Kindern um alles kümmern wollen. Es handelt sich überwiegend um Kinder aus gut bürgerlichen Familien. Erzogen werden hier „Nachwuchspaschas“ und „Prinzessinnen“. Gerade die Tatsache, dass es immer mehr Ein-Kind-Familien gibt, führt zu einer unguten Fixierung auf dieses Kind.

Vortrag "Helikopter-Eltern"

Herr Kraus erläuterte diese pädagogische Verwöhnung: Die Eltern wollen alles regeln, mischen sich auch in der Schule ein. So werden z. B. immer häufiger Gutachten vorgelegt für LRS, Dyskalkulie, ADHS und für den neuesten Trend „unentdeckte Hochbegabung“. Desweiteren führte er Begriffe wie „verhaltensoriginell“ (anstatt verhaltensgestört) ein. Die Eltern wachen wie Drohnen über ihre Kinder. Die Kinder unterliegen einer totalen Überwachung über Mobiltelefone, etc.. Er spaltet den Begriff der Helikopter Eltern auf in Transport-Helikopter („Taxi-Mama“), Rettungs-Helikopter und Kampf-Helikopter.
Auch die materielle Verwöhnung der Kinder sprach er an, so lag die Kaufkraft der Kinder zwischen 6 und 13 Jahren im Jahr 2013 bei 6 Milliarden (!) Euro, elektronisch seien die meisten Kinder zwischenzeitlich hochwertig ausgestattet. Zusätzlich führte er aus, dass die Kinder zunehmend keine Pflichten im elterlichen Haushalt hätten (z. B. Versorgung eigener Tiere). Er gab ferner auch an, dass man die Kinder nicht vor allem bewahren solle und Kinder lernen müssten mit eigenen Misserfolgen umzugehen, um daraus gestärkt hervorzugehen.
Auch zum Förderwahn nahm er Stellung. So gibt es z. B. „little-genius“ Kindergärten mit integrierten „Sience Lap“ in Großstädten. Auch Trends in der Hirnforschung hinterfragte er kritisch, so hat sich z. B. die These, dass das Lernen nur in bestimmten Phasen möglich ist, als falsch herausgestellt.

Überspitzt führte er als pädagogisch gesicherte Kenntnisse an:

  • Sperren Sie ihr Kind nicht in den Schrank.
  • Lassen Sie es nicht verhungern.
  • Schlagen Sie es nicht mit der Bratpfanne.
Vortrag von Herrn Kraus am 21.10.2014
Vortrag von Herrn Kraus am 21.10.2014
Vortrag von Herrn Kraus am 21.10.2014
Vortrag von Herrn Kraus am 21.10.2014

Er ging dann noch auf das „Förderungswettrüsten“ ein, u. a. auch auf die Zukunftsängste der Eltern. Es werde den Kindern signalisiert, es gehe nichts mehr ohne Masterstudium, in diesem Zusammenhang führte er auch die totale Symbiose mit den Eltern auf, wenn z. B. von den Eltern gegenüber den Lehrern Sätze fallen wie „wir haben doch geübt“ , „wir schreiben heute Schulaufgabe“, etc..

Er gab ferner an, dass es auch eine Verwöhnung von oben durch die Politik gibt, sei es in der Notengebung, besondere Schulzeiten bei der Fußball-WM, Bestrebungen, das Sitzenbleiben abzuschaffen etc. Dies setze sich auch an den Hochschulen fort (z. B.: Kennenlernwochenenden mit Eltern!).

Er führt an, dass die Kinder unmündig und maßlos werden, den Kindern fehlen der Biss und der Hunger, es fehle ihnen der Unternehmergeist.

Er schloss seinen Vortrag mit drei Appellen, nämlich
Erziehung heißt,

  • die möglichst richtige Mischung zu finden zwischen Lenken und Gelassenheit,
  • die Kinder altersgerecht in Anspruch zu nehmen,
  • die Erziehung mit einem erheblichen Schuss mehr Leichtigkeit und Humor zu nehmen.

Abschließend teilte er noch mit, dass es Deutschland eigentlich recht gut geht, da hier die Jugendarbeitslosigkeit im Bereich 6 % liegt, im hochgelobten Finnland liegt die Jugendarbeitslosigkeit bei 22 %, hier ist auch ein hoher Akademikeranteil arbeitslos.

Diesen Vortrag schloss sich noch eine Diskussion an.
Im Namen der Eltern bedanken wir uns bei Herrn Kraus für den sehr interessanten, humorvoll vorgetragenen und aufrüttelnden Vortrag.

Dagmar Schreiber-Hiltl,
stellvertretende Vorsitzende des Elternbeirats

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