Europa-Fortbildung Brüssel

Abschlussveranstaltung des Seminars 2014/2016

Zum Abschluss ihres zweijährigen Referendariats bot sich den vier Teilnehmern des Wirtschaft- und Recht-Seminars zusammen mit ihrem Seminarlehrer Richard Uebersezig die Chance, eine in dieser Form sicherlich nahezu einmalige Exkursion in die belgische Hauptstadt Brüssel zu unternehmen. Über den Kontakt der Seminarteilnehmerin Angelika Wildgans lud die bayerische Europaabgeordnete Frau Dr. Angelika Niebler die jungen Lehrkräfte zusammen mit der Hanns-Seidel-Stiftung für sechs Tage ein, um sich persönlich ein Bild von der Arbeit der europäischen Institutionen zu machen und nebenbei noch weitere Eindrücke von Brüssel zu gewinnen.

Das Seminar zu Besuch bei Frau Dr. Niebler im Europaparlament
In der bayerischen Vertretung in Brüssel

Nachdem sich Frau Dr. Niebler verabschieden musste, führte Frau Schemmick die Gruppe durch das Parlamentsgebäude und erläuterte Besonderheiten des täglichen Betriebs. So gibt es für jedes Land pro Sitzung jeweils drei Dolmetscher, die zusammen alle 24 Amtssprachen der EU synchron dolmetschen müssen, um jederzeit jeden Redebeitrag in die entsprechenden Muttersprachen übersetzen zu können. Neben diesen 24 Amtssprachen bilden Deutsch, Französisch und Englisch die drei Verkehrssprachen der EU. Der bevorstehende „Brexit“ könnte hier für ein Novum sorgen, da es nach dem Ausscheiden des Vereinigten Königreichs keinen Mitgliedsstaat mit der Amtssprache Englisch mehr geben wird. Irland und Malta haben jeweils ihre traditionellen Sprachen Gälisch und Maltesisch gemeldet. Englisch wird aber aller Voraussicht nach Verkehrssprache bleiben.

Die Seminarteilnehmer zu Besuch im Europaparlament

Gleich im Anschluss nahmen die jungen Lehrer in der bayerischen Vertretung - ein sehenswert renoviertes historisches Gebäude zwischen den riesigen Glasbauten der europäischen Institutionen - an einer interessanten Diskussion zur Notwendigkeit eines europäischen Geheimdienstes teil. Unter anderen besprachen dabei der CDU-Europaabgeordnete Axel Voss und Burkhard Körner, Präsident des bayerischen Landesamts für Verfassungsschutz verschiedene Möglichkeiten, auf die aktuellen terroristischen Bedrohungen zu reagieren. Nach Abschluss des offiziellen Teils bot sich die Möglichkeit, bei einem Imbiss weitere Gespräche im kleinen Kreis zu führen.
Den letzten Tagesordnungspunkt bildete eine Ausschusssitzung für Kultur und Bildung im Europäischen Parlament, in der es um eine Modernisierung des Erasmus+-Programms ging, das seit Jahrzehnten erfolgreich neben Studentenaustauschen auch lebenslanges Lernen, Jugendaustausche und Sportbegegnungen in der EU organisiert. Für 68 teilnehmende Parlamentarier standen dabei 36 Dolmetscher zur Verfügung.

Das Seminar im SHAPE, dem militärischen Hauptquartier der NATO mit Oberstleutnant Claus Richter
Abschlussfahrt des WR-Seminars

Der Donnerstag begann mit einer ca. einstündigen Reise in die südbelgische Stadt Mons zum SHAPE, dem militärischen Hauptquartier der NATO in Europa. Oberstleutnant Claus Richter erklärte das weitläufige Gelände, welches nicht mit einer klassischen Kaserne verglichen werden kann und berichtete mit einem interessanten Vortrag und auf Nachfragen von den aktuellen Herausforderungen der Verteidigungsallianz. Zum Schwerpunkt entwickelten sich dabei die von Russland ausgehende Bedrohung für einige östliche Mitgliedsstaaten, die militärischen Möglichkeiten, darauf zu reagieren, sowie mögliche Motive des russischen Verhaltens.
Vor der Rückfahrt nach Brüssel wurde noch die historische Innenstadt von Mons erkundet, verbunden mit einem klassischen belgischen Mittagessen.
Zurück in der Hauptstadt stand Christian Forstner, studierter Historiker und Politikwissenschaftler sowie Leiter der Verbindungsstelle in Brüssel der Hanns-Seidel-Stiftung, für ein zweistündiges persönliches Gespräch mit den bayerischen Besuchern zur Verfügung. Neben weiteren Themen, wie der Organisation und den Zielen der Hanns-Seidel-Stiftung, nahmen im Bezug zur vormittäglichen Veranstaltung in Mons vor allem wieder sicherheitspolitische Inhalte einen großen Raum ein. Zuletzt berichtete Christian Forstner aus gegebenem Anlass von seinem eigenen Werdegang, da er nach Stationen in den Verbindungsstellen Moskau und Brüssel unmittelbar vor einem Wechsel in die dritte bedeutende Auslandsniederlassung der Hanns-Seidel-Stiftung in Washington D.C. steht.
Vor der Rückkehr in die Unterkunft mischte sich die Gruppe noch unter die Menschenmassen am Place de Lux. Hier kommen an warmen Sommerabenden viele junge Angestellte der umliegenden europäischen Institutionen und Unternehmen zusammen, um den Tag gemeinsam ausklingen zu lassen.

In der bayerischen Vertretung in Brüssel
In der bayerischen Vertretung in Brüssel

Den letzten Teil des offiziellen Programms bildete am Freitag eine Führung durch die bayerische Vertretung durch Ministerialrat Christian Holzheid, Leiter des Referats für Bildung und Kultus, verbunden mit einer Vorstellung der Geschichte und aktuellen Arbeit dieser staatlichen Stelle. Er gab den Anwesenden darüber hinaus, an Hand persönlicher Anekdoten, einen Einblick in die Vorgänge innerhalb der EU.
Als letztes wurde das sogenannte Parlamentarium besucht, ein interaktives Museum der EU-Geschichte im Parlamentsgebäude.
Am späten Nachmittag erkundete ein Teil der Reisegruppe weitere Bereiche der Innenstadt, während ein anderer das etwas außerhalb gelegene Atomium sowie das in unmittelbarer Nähe gelegene König-Badouin-Stadion, ehemals Heyselstadion, besichtigte, bevor man sich zum Tagesausklang noch gemeinsam ein Bild von Brüssel bei Nacht machte. Gerade für deutsche Besucher ein wenig ungewöhnlich wirkte dabei - neben den normalen Polizeieinheiten - die auffällige Präsenz des belgischen Militärs. So patrouillierten Soldaten in voller Kampfmontur durch die Straßen oder standen in U-Bahn-Stationen und vor öffentlichen Gebäuden.
Der Samstag wurde u.a. genutzt, um tiefer in die Kulturgeschichte von Brüssel einzutauchen.

Am Sonntag wurde dann die Rückreise angetreten, an deren Ende alle - wohlbehalten und mit vielen neuen Eindrücken - am späten Nachmittag wieder heimatlichen bayerischen Boden erreichten.

Stefan Röttinger, LAss

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